Garnacha aus Gredos: klarer Ausdruck einer besonderen Herkunft
Die Sierra de Gredos ist ein Landstrich, den nicht viele auf dem Zettel haben, wenn es um spanischen Rotwein geht. Konsequent hat Telmo Rodríguez zusammen mit Pablo Eguzkiza ein Vierteljahrhundert wider den Stachel gelöckt. Denn von den alten Reben auf den Granitböden war er schon früh überzeugt, auch wenn er selbst von „unmöglichen Weinbergen“ spricht. Doch es ist die Zeit, die für diese Weine arbeitet. Der „Zeta“ hat nicht nur einen starken Sortenausdruck des Garnacha zu bieten, der sich hier in voller Reife und Pracht zeigt. Vor allem aber transportiert er die besonderen kleinklimatischen Voraussetzungen in idealer Weise – man schmeckt den Stein, der wie eine Klimaanlage in der ansonsten so hitzigen DOP-Region Cebreros fungiert, förmlich.
Granatrot und funkelnd auch in seiner Aromatik zeigt sich der Garnacha von 2022. Schwarztee mit roten Blüten, nur dass hier die erdig-herbe Seite das Gewürz stellt. Und die Früchte – Granatapfel, Kornellkirsche und Preiselbeere – den Kern ausmachen. Gibt man dem 15 Vol.-% kräftigen Spanier gebührend Zeit, dann erstehen auch Kekse mit Johannisbeer-Marmelade vor dem geistigen Auge. Die Vanille der Fassreifung (der „Zeta“ wird sechs Monate lang in französischen 500-Liter-Barriques und weitere sechs Monate in Edelstahltanks ausgebaut) mengt sich da in die fruchtigen Grüße aus dem Süden.
Am Gaumen verströmt der „Zeta“ einen extrem feinen Gerbstoff. Wie ein Teppich, über den die Früchte einherschreiten können, wirkt das. Denn alle Eindrücke aus dem Duftbild finden sich im Geschmack wieder – wenn auch durch einen Schleier aus Vanille gefiltert. Feiner Pfeffer im Finale erinnert dann daran, dass man eine technische Meisterleistung oder reine Magie vor sich hat. Wie Telmo Rodríguez die Kraft von 15 Vol.-% in diesem Wein verstecken konnte, fragt man sich auch, wenn man weiß, dass Granitboden und alte Reben des Garnachas hier seine Mitstreiter waren. Diesen leichtfüßigen Spanier kann man gerne auch ankühlen, denn er trinkt sich auch eher „casual“ wie ein Weißwein des Vertrauens. Ein Tipp wäre, dazu Rohschinken – es muss nicht zwingend ein jamón ibérico de bellota sein! – zu reichen. Oder, ebenfalls außerhalb der spanischen Grenzen hedonistische Harmonie suchend, eine pâté en croûte.
Ab sofort und bis sicherlich 2029.
Alte Garnacha-Reben liefern im Jahrgang 2022 perfekte Trauben für einen ungemein charmanten Rotwein aus den Sierra de Credos mit Frische und Frucht.