Iria Otero
„Mica“ DO Ribeira Sacra, blanco 2021

Godello, die seinerzeit fast vergessene weiße Rebsorte, erstrahlt hier in voller Schönheit

Iria Otero Mazoy ist ein wahrer Tausendsassa. Sie ist in allen Gebieten Galiciens unterwegs und immer auf der Suche nach besonderen Weingärten samt deren typischen regionalen Reben. Ihr Neuzugang heißt „Mica“, der nach „Mica Schist“, also Glimmerschiefer benannt ist. Und den gibt es reichlich in der Region, wo die Sorte wächst, die den „Mica“ prägt. Es ist der Godello, in Portugal Gouveio genannt, der in den 1970ern vielleicht ausgestorben wäre, hätten Horacio Fernández und Luis Hidalgo die im 16. Jahrhundert erstmals erwähnte Sorte nicht vor dem Verschwinden gerettet. Und wo das war? In Valdeorras, also genau dort, wo die Trauben dieses „Mica“ wachsen. Heute gibt es wieder rund 2.000 Hektar mit Godello, damals waren es nur noch wenige Rebzeilen. Das Glück Galiciens sind umtriebige Winzer oder auch Winzerinnen wie Irina Otero, die dafür gesorgt haben, dass das einstige Armenhaus Spaniens mit seinen vielen alten Weinbergen wieder auf der internationalen Weinkarte angekommen ist, Weinberge wie der Rubiá in der Provinz Ourense, nicht weit entfernt vom Bierzo. Dort stehen die Reben auf einigen hundert Metern Höhe. Sie sind zwischen 25 und 40 Jahre alt und wurzeln als Buschreben in Schiefer und Glimmerschiefer mit Anteilen von Granit und Eisen.

Hier wird alles so natürlich bewirtschaftet wie möglich, auch wenn die Weine nicht biologisch zertifiziert sind, da Iria die Weinberge nicht selbst besitzt. Im Keller gibt es nur minimale Eingriffe. Der „Mica“ wurde spontan vergoren, vier Monate auf der Vollhefe im Edelstahl ausgebaut und unfiltriert wie auch ungeschönt abgefüllt. Das macht sich in der Textur bemerkbar und sorgt für ein seidig weiches Gefühl am Gaumen. Der Wein gehört stilistisch zu den frischen und duftenden Godellos und erinnert an Birnen und gelbe Äpfel, Brioche mit Mandelsplittern, an zerstoßenes Gestein und Kräuter. Am Gaumen verbindet sich die seidig weiche Textur mit einer feinen, pikanten Bitternote, mit saftig gelbem Kernobst und einer lebendigen, aber ebenfalls seidigen Säure. Valdeorras ist etwas weiter vom Meer entfernt als die Rías Baixas, und trotzdem besitzt auch der „Mica“ noch ein wenig vom salinen Touch, den alle Weine Irias prägen, was diesem großartigen Godello eine ganz besondere Frische und Substanz verleiht.