Vollkommene Eleganz aus der Amphore.
Die Vollkommenheit, Eleganz und Mühelosigkeit in einem Glas: Bhilars „Kha Mé“ von 2022 entzieht sich allen Herleitungsversuchen. David Sampedro ist Biodynamiker seit Ende der Neunziger Jahre und allein dieser Fakt erweckt in uns allen eher die Assoziation mit Arbeitsaufwand – er ging bis heute sogar soweit, seine Traktoren abzuschaffen und sich Pferde zuzulegen, was das Bild von Kraftanstrengung zusätzlich nährt. Wenn dann noch eine weitere seiner Maximen betrachtet wird ist Mühe alles was in unseren Köpfen noch verbleibt: er setzt ausschließlich auf indigene Rebsorten – für diesen „Kha Mé“ auf Garnacha Blanca, dessen Reben aus den 1960er-Jahren sich mit enormer Gegenwehr in den kargen Kalksteinboden hinein kämpfen mussten; diese Sorte, die andernorts und bei anderen Winzern sehr leicht halboxidierte Alkoholmonster hervorbringt. Wie kommt dann nur zustande, was hier leicht getrübt (Filtration ist Tabu) und zart gelbgrün ergiebig aus dem Glas strahlt? Aus seinen Lagen in San Martín de Unx hat Sampedro seine Trauben handgelesen und zur Vermeidung von Oxidation in Zehn-Kilo-Kisten transportiert. Nach dem Abpressen kam der Most in 3000-Liter-Amphoren (daher auch der Name des Weines, der eine im Japanischen gefundene Entsprechung von „Ausbau in alten Tonbehältern“ ist) zur spontanen Gärung – und, der Mühen nun endlich genug, durfte er gleich in diesen Amphoren zur Reifung auf seiner Feinhefe sechs Monate verbleiben. Abgefüllt wurde er erstmals in diesem Jahr in deutlich leichtere Flaschen um die CO2-Bilanz noch weiter zu verbessern. Dass das Weingut schon seit Jahren sich energetisch mit Solarstrom völlig selbst versorgt muss man eigentlich nicht mehr schreiben.
So und dann das Bouquet – wenn wir alles richtig gemacht haben, und der Weißwein nicht zu kalt ist, dann verschwinden alle Derivate des Begriffes Mühe aus unseren Synapsen und weder Birne, Apfel, Akazienblüte, Jasmin, Karamell, Kaffee noch regennasse, warme Tonziegel müssen sich eine imaginäre Leiter hoch quälen; wir müssen einem mit Blumen Beschenkten nicht ungeduldig zusehen, wie er umständlich seinen Strauß auswickelt; nein alles ist breit und warm und süß sofort da. Einigen Blüten darf unsere Nase noch beim Öffnen nachriechen, aber die Urgewalt dieser Duftwelt ist schon gigantisch. Im Mund entsteht, dessen Wärme sei Dank, dieser Breite-Eindruck noch viel schneller und die elegante Süße-Säure-Balance braucht die an Sherry erinnernde Salzigkeit voll und ganz, um sich gegen all’ diese Fülle zu behaupten. Kampf, Anstrengung und Aufwand sind zum Zeitpunkt des zweiten Schluckes dann wirklich für einen Abend lang aus dem Wortschatz gebannt. Himmlisch!
Ab sofort bis mindestens 2029+.
Bhilars „Kha Mé“ blanco von 2022 verbannt mit seiner riesigen Aromatik und Vollkommenheit am Gaumen Begriffe der Mühe aus dem Wortschatz. Himmlisch!