Bhilar
„Lágrimas de Bhilar – Graciano“ DO Rioja, tinto 2021

Graciano in Reinform! Warum nur gibt es das nur so selten?!

David Sampedro ist Biodynamiker seit Ende der 1990er, und allein das könnte in uns Assoziationen mit Mühen und Restriktionen erwecken. (Er ging sogar soweit, seine Traktoren abzuschaffen und sich Pferde zuzulegen!) Wenn er dann noch ausschließlich auf indigene Rebsorten setzt, müsste man meinen, er übertreibe es jetzt aber. Weit gefehlt! Ja, er setzt für diesen „Lágrimas de Bhilar“ auf die Graciano-Rebe und weiß schon vorab, dass diese nur sehr geringe Erträge bringen wird. Ja, er weiß, dass er die Triebe das ganze Jahr wird kurzhalten müssen, dass er sein wachsames Auge stetig wird auf die Gesundheit seiner Pflanzen richten müssen. Ja, ja. Das Geheimnis liegt hier im Wort „Wissen“. Er weiß einfach, dass diese Rebe sich einst großer Beliebtheit bei Winzern und Konsumenten gleichermaßen erfreute und kennt die Gründe dafür.

Von den kargen Kalksteinböden seiner Lagen in der Rioja Alavesa (Laguardia, Leza, Páganos) werden die von Hand gelesenen und selektierten Trauben in kleinen Kisten zum Weingut gebracht. Um uns Graciano in unverfälschter Form präsentieren zu können, wird er spontan vergoren und auf der Feinhefe für sechs Monate gereift. Und das ausschließlich im Betontank! Sampedro hält überhaupt nichts von Filtration – deshalb finden wir das samtrote Violett, den leicht hindurch scheinenden Granat dann auch zart getrübt im Glas. Wenn dann diese ganz spezielle Würze auftritt, wird sofort deutlich, wieso diese Rebsorte im 19. Jahrhundert so viel weiter verbreitet war, und wir rätseln herum, warum nur um Himmels Willen sie einen steten Niedergang erleben musste. Der sortentypische Eukalyptusduft, der himmlische schwarze Pfeffer, ein hauchzarter Lakritzton lassen erst einmal nur soviel Frucht (reife Pflaume, schwarze Kirsche, Cassis, Himbeere) durch, dass unsere Neugier und Faszination wachsen können. Graphit, Zeder, Kaffee, Salbei, feuchter Waldboden, Karamell und getrocknete Blüten rücken langsam nach und steigern die Erwartungen nach dem Erleben auf der Zunge. Einen vollständig trockenen Rotwein wie diesen Rioja wird man lange suchen müssen: Alles, was am Gaumen für Fülle und Struktur sorgt ist voll da. Das wunderbar sanfte Tannin und Alkoholwärme geben Breite (die sonst so gerne von Restzucker „herbeigezaubert“ wird) und präsente Säure lässt Frucht und Würze schön in Bewegung bleiben. Spannender kann man eine Entdeckungsreise nicht angeboten bekommen! Die Reise wird lange dauern – auf so etwas wie Gewöhnung wird man lange warten müssen.

Ab sofort bis mindestens 2028.