ES-ECO-026-VAS
Herrlich elegante, animierend komplexe Reserva klassischen Zuschnitts
Zu den Pionieren, den Erforschern und Gründervätern einer „Rioja 2.0“ gehörte von Anfang an der junge Telmo Rodríguez, der ab 1989 mit Esprit und einem Kopf voller neuer Ideen bei Remelluri, dem elterlichen Weingut, involviert war und keine zehn Jahre später gemeinsam mit Pablo Eguzkiza, seinem kongenialen Partner, ein eigenes Weingut in der Rioja gründete. Und möglicherweise ist es genau diese zweite „Spielwiese“, die den „Château“-Charakter dieses Weinguts, dessen älteste Reben laut Prüfbericht des Consejo Regulador 1876 gesetzt wurden, trotz behutsamer Neu-Interpretation erhalten hat.
Telmos im Vergleich zu 2012 oder 2013 deutlich weniger „französisch“ anmutender Rioja (79 % Tempranillo, 12 % Garnacha und 9 % Graciano aus den Tälern Remelluri, Valderremelluri und Villaescusa) wurde etwas über 20 Monate im Barrique ausgebaut (90 % französische, 10 % amerikanische Eiche) und im Mai 2019 abgefüllt. Diese, wenn man so will, „Flaggschiff- Reserva“, die von ihren Fans einfach nur „Remelluri“ genannt wird (und das, weil – so beschreibt es Peter Hilgard in seinem vor über 20 Jahren erschienenen Buch „Rioja mit allen Sinnen“ – „Telmo Rodríguez, der »junge Wilde« seine „Reserva 1995“ als „Remelluri 1995“ ins Ausland schicken ließ) schmeckt man den für alle Beteiligten vergleichsweise entspannten Jahrgang auf sehr positive Weise an, zumal Qualität und Quantität der Erträge der Lese, die sich bis zum 29. (!) Oktober hinzog, ausgesprochen erfreulich ausfielen, was, im Vergleich zum Vorjahr, einem Plus von knapp 16 % entspricht.
Die in jeder Hinsicht klassische Reserva („klassisch“ ist dann auch das erste Adjektiv, das Parker-Kritiker Luis Gutiérrez in seiner Notiz für diesen Wein verwendet) – ausgezeichnet integrierte 14 Vol.-% Alkohol, eine angenehm präzise, sehr schön leitende Säure sowie seidig-griffige Tannine – duftet nach reifen roten Beeren, dazu (Schwarz-)Kirschen (frisch bis eingelegt) und getrockneten Blüten (bis hin zu Heu und leicht zitrischem Tabak – Virginia?), etwas Brombeere, nach würzigen, leicht süßlichen („warmen“) Kräuternoten, einer Spur Süßholz sowie einer leicht rauchig-fleischigen Komponente.
Am Gaumen zeichnet sich die Reserva wieder einmal durch eine bemerkenswerte Würze aus, die von einer zwar präsenten, aber nie vordergründig „obstinaten“ Frucht begleitet wird: Blaubeeren, (Sauer-)Kirschkompott mit leicht kräutrig- balsamischen Noten (Minze, Schafgarbe), florale Noten (etwas Kamille, ein Hauch Fenchelblüte), sehr elegant, sehr ausdrucksvoll. Im Finish zart salzig, komplexe Gewürznoten (mit Zeit und Luft eine Melange aus Vanille, Zimt, Piment, Pfeffer und Sternanis) und wunderbar strukturierende, lenkende Tannine, die Parker-Verkoster Luis Gutiérrez ihrer feinen Griffigkeit „Nebbiolo-ähnlich“ und ihrer Eleganz wegen schon häufiger als „Markenzeichen der Remelluri-Weine“ gedeutet hat und die hier wieder, so animierend wie angenehm, ausgeprägt vorhanden sind. Die nach 2015 und zusammen mit 2014 bisher beste Remelluri-Reserva der 2000er – keine Frage!
Ab sofort bis sicherlich 2028+.