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Remelluri - Irun - Rioja

By Telmo Rodríguez

Telmo Rodríguez, dessen Herz für die „alte Welt“ schlägt, ist in Spanien scheinbar allgegenwärtig. Ein Glück, dass es ihm seine Weine gleichtun!

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Region
Rioja

Wer die „Granja Nuestra Señora de Remelluri“, den „Gutshof der Muttergottes von Remelluri“ einmal besucht hat, gerät unweigerlich ins Schwärmen und kann sich (ebenso unweigerlich) nur mit Mühe von diesem wunderbaren Ort trennen. Nordöstlich des Städtchen Labastida, weit ab der Verkehrswege am Fuß der Sierra de Toloño (einer vorgelagerten Bergkette der Sierra Cantabria), in traumhafter Monopollage und von Wäldern umgeben – Amphitheater- Atmosphäre! – strahlt dieser Ort eine ganz besondere Ruhe aus.

Zudem ist der Guts- oder Bauernhof, ursprünglich zum Kloster von Toloño gehörend, ein besonders geschichtsträchtiger Ort, bei Grabungen fanden sich prähistorische, romanische und gotische Artefakte, man entdeckte die Überreste Siedlungen und Gräbern aus dem zehnten und elften Jahrhundert, der Zeiten der hochmittelalterlichen Reconquista. Die Stelle an dem sich die Finca befindet, galt den Bewohnern der Region, schon immer als ein Ort der Kontemplation und Meditation. Nicht von ungefähr findet sich auf dem Gipfel des an die granja angrenzenden Bergs nicht nur besagtes Kloster sondern auch, in nicht ganz so luftiger Höhe, mehrere Einsiedeleien.

Die Mönche aus dem Orden des hl. Hieronymus waren es dann auch, die auf dem Gelände der heutigen Finca ein Wirtschaftsgebäude errichteten, Nutzpflanzen anbauten und Tiere züchteten. Steuer-Urkunden aus dem Stadtarchiv belegen, dass die Mönche bereits im 16. Jahrhundert Weinbau betrieben, wenn nicht sogar früher. Im Jahr 1845 verkaufte die Kirche das Gut samt 20 Hektar umliegender Ländereien an einen vermögenden Bürger Labastidas. Über 100 weitere Jahre blieb die Finca so in Familienbesitz und wurde erst 1967 durch seine Nachfahren an einen baskischen Schriftsteller und (Hobby-)Archäologen mit unternehmerischer Ader und dessen bildhauende Frau verkauft. Sein Name: Jaime Rodríguez Salís.

Don Jaime macht die granja zu seinem Lebensmittelpunkt und bewohnt das Gut mit seiner Familie und kauft die ursprünglichen Liegenschaften wieder hinzu. Die Familie führt (offensichtlich von den Hieronymiten inspiriert) ein ziemlich zurückgezogenes, fernab des Trubels der baskischen Kleinund Großstädte, mit geringem Kontakt zu den Nachbarn des Städtchens Labastida, zunächst sogar ohne Elektrizität und fließendes Wasser.

Mittlerweile gehören wieder über 150 Hektar Grundbesitz zur granja, und natürlich lässt sich Telmos Vater auf das Abenteuer Wein ein, 1971 bringt er – für die Appellation seinerzeit im allerhöchsten Maße untypisch – den ersten „single vineyard“- Wein der (Rioja-)Moderne heraus. Die meisten Betriebe setzen damals wie heute auf die Marke Rioja, cuvéetieren Rebsorten, sogar ganze Zonen um einen wiedererkennbaren, wiederholbaren generischen Weinstil in Endlosschleife zu produzieren. Auf Remelluri allerdings konzentrierte man sich von Beginn auf den Ort und sein Terroir, den beides sollte sich im Wein in Gänze wiederfinden.

Der Magie dieses Ortes ist sich wohl keiner so bewusst wie Jaimes Sohn, Telmo Rodríguez. Zunächst studierte Telmo in Bordeaux Önologie, arbeitete drei Jahre lang bei Cos d’Estournel, bereiste das Land, um bei Clape (Cornas), Gérard Chave (Hermitage), bei den Perrins auf Château de Beaucastel und Eloï Durbachs Domaine de Trévallon (Provence) dem Geheimnis großer Weine nachzuspüren, bevor es ihn 1989 ins elterliche Weingut mit dem archetypisch-spanischen Namen zurückzog, wo er auch dann auch gleich für seinen ersten Jahrgang verantwortlich war. Zwischenzeitlich verließ er Remelluri vorübergehend und gründete gemeinsam mit Pablo Eguzkiza, Schüler von Jean-Claude Berrouet (Petrus), die Compañía de Vinos Telmo Rodríguez. Sein Hauptanliegen war auch hier, inspiriert von der granja respektive der Arbeit seines Vaters, die Rettung alter Weinberge mit großem Potenzial und Historie. Eben jene Mission sollte Telmo auch 15 Jahre später wieder zurück zu Remelluri bringen. Der Vater, inzwischen 87 Jahre alt, und Telmos Geschwister sprachen sich für den driving winemaker als legitimen Nachfolger aus.

Seither hält Telmo konsequent an seinen Ideen fest. Mit seinem Wiedereinstieg hat er auf Konversion, d. h. die Umstellung auf eine biodynamische Bewirtschaftung der Flächen gedrängt, den Zukauf von Trauben eingestellt und damit sowohl Erträge als auch die produzierte Menge an Wein drastisch reduziert.

Remelluri gehört heute zu den weltweit berühmtesten Adressen der Rioja und gilt paradoxerweise als moderner Vertreter der Region. Telmo Rodríguez verfolgt hier einen quasi burgundischen, stark lagenbezogenen Weg und ist nicht zuletzt auch dadurch zum Pionier und Wortführer einer neuen Generation spanischer Weinmacher geworden.

Das „Lindes“-Projekt – neue Grenzziehung mit historischer Perspektive
Rodríguez kehrte 1998 zusammen mit Eguzkiza in die Rioja zurück und gründete in Lanciego die Bodega Lanzaga: eine moderne Inkarnation des terroirgeprägten Riojas des 18. Jahrhunderts, die sich auf die singlulären Eigenschaften solcher Crus wie „Las Beatas“, „Tabuérniga“, „El Velado“ und „La Estrada“ konzentriert. Die Rückkehr zu Remelluri im Jahr 2010 war etwas komplizierter. Die Weine stammten aus den eigenen Weinbergen, aber auch von einer Reihe von Winzern aus der Region. „Ich wollte Remelluri nicht verwässern“, sagt Rodríguez. „Also habe ich als Erstes die Trauben aus dem Weingut von denen getrennt, die nicht aus dem Weingut stammen.“ Allerdings konnte und vor allem wollte er die Winzer, die ihn bis dato beliefert hatten, nicht in die Wüste schicken. Kaufmännischer Ehrenkodex hin, soziales Gewissen her, Rodríguez fühlte sich verpflichtet, weiterhin Trauben zu kaufen. Und aus dieser Verpflichtung ist ein Versprechen für die Zukunft geworden, ein neues Projekt entstanden: „Lindes de Remelluri“. Das spanische Wort „linde“ (etymologisch aus dem Lateinischen „limes“ bzw. „limitis“) bedeutet „Grenze“, „(Ge-)Markung“, auch „Trennungslinie“, d. h., dass die „Lindes de Remelluri“ eine Kollektion von nun insgesamt sechs Rioja- Rotweinen ist, die von Winzern aus den Dörfern rund um Remelluri stammen, viele davon hoch in der Sierra de Toloño. Vertreten sind alte Bekannte wie Labastida und San Vicente de la Sonsierra, aber auch deutlich exotischere, fast schon esoterische Namen wie Peciña, Rivas de Tereso und Salinillas de Buradón.

Sollte Rodríguez’ Mission darin bestanden haben, die kontrastierenden wie kontrastreichen Charaktere der einzelnen Lagen herauszustellen, dann hat er diese bereits erfüllt. Denn sämtliche Weine des Premierenjahrgangs 2020 wurden auf die gleiche Art und Weise hergestellt, sie basieren allesamt auf Tempranillo-lastigen Cuvées (der Anteil dieser „Leitrebsorte“ changiert zwischen 57 und 89 %), aber die Unterschiede in Stil und Ausdruck sind in der Tat bemerkenswert: von der fast üppigen, dunklen „Fruchtpräzision“ von Labastida bis zu den seidigen, leicht fleischigen, süßen roten Früchten von Rivas de Tereso. Wenn wir uns auf einen oder besser zwei Coups de Coeur kaprizieren müssten – und in diesem frühen Stadium ist so ein Gaumenbekenntnis natürlich besonders subjektiv –, dann wären das möglicherweise „Peciña“ (die Kombination von ätherischem Duft, würziger Tiefe und feinkörnigen Tanninen ist schon ziemlich fantastisch!) und „Salinillas de Buradón (wer könnte der hellen Mineralität, der kühlen, fast schon atlantisch-salzigen Frische widerstehen?).

„Als ich anfing, wusste ich selbst nicht, was ich mit diesen Weinen anfangen sollte“, gesteht Telmo. Ich musste einfach einen Platz für die Winzer finden, aber ich wollte keine Verschnitte machen, weil ich dachte, dass das nicht wirklich interessant wäre. Ich war mehr oder weniger ahnungslos, blind quasi, als ich diese Trauben kaufte: Ich wusste nicht, was Peciña ist, ich wusste nicht, was Ábalos bedeuten könnte.“ Daher war die „Rezeptur“ für alle Weine mehr oder weniger identisch, nicht das Weingut steht im Vordergrund, sondern die Herkunft: Gärung im Edelstahltank, Ausbau für zehn bis zwölf Monate (hier eine kleine Varianz) in Fässern aus französischer Eiche mit wenig oder gar keinem Einsatz von neuem Holz (und hier die andere)]. „Ich fühlte mich wie ein Chefkoch, der ja nicht zu viel anfassen will.“

Aber was bedeutet dieses Projekt für und in einer Region, in der der Wert eines Weins immer noch weitgehend davon abhängt, wie lange er im Eichenholz verweilt? „Es handelt sich um sechs sehr einfache Weine“, erklärt Telmo. „Es sind »tintos genéricos«, die von den Winzern hergestellt werden, es sind keine speziellen Etiketten, aber ich denke, dass sie der Ursprung einer sehr wichtigen Revolution sind. Und für mich sind solche Weine heute die besten Weine der Rioja. Aber bei einer Blindverkostung würde niemand sagen, dass es sich um Rioja handelt. Wir haben also ein kleines Problem: Wir kennen den Geschmack der Rioja-Dörfer oder der Rioja-Landschaft nicht wirklich, weil wir das verschleiert haben.“

Lindes’ präziser Ausdruck des Orts (und – notgedrungen – des Terroirs) hat offensichtliche Anklänge an Burgund, aber Telmo sieht auch Parallelen zur Champagne: eine weitere Region, die von verschiedensten Marken dominiert wird, die nichts mit der Herkunft zu tun haben, in der die Winzer jedoch mit großem Erfolg hervorragende eigene Weine produzieren, deren Wurzeln fest in Weinberg und Cru verankert sind. Die leidenschaftliche Überzeugung, mit der er seine Vision für Lindes, die Rioja und Spanien darlegt, erinnert weniger an ein „enfant terrible“ als vielmehr an einen Priester auf der Kanzel. „Als ich den Winzern sagte, dass diese Weine von ihnen gemacht werden, war das eine große Sache. Ich glaube, das ist der Punkt, an dem sich in Spanien alles ändert. Ich denke, Rioja sollte diese Gelegenheit nutzen, um zu erklären, dass die Rioja eine der besten Weinregionen der Welt ist, sich auf die Qualität konzentrieren und eine neue Sprache rund um den Wein schaffen.

Wenn, ja wenn der consejo regulador mitzieht. Der Erfolg der Lindes-Weine misst sich allerdings nicht an ihrem „revolutionären Potenzial“, sondern an der Umsetzung einer Idee, die vor allen Dingen erst einmal den Winzern zugutekommt. „Ich bin sehr stolz, wenn ich für meine Winzer über diese Weine spreche. Ich arbeite nicht für mich, ich arbeite für 25 Weinbauern. Der Erfolg besteht für mich darin, dass ich das getan habe, was ich tun wollte.“

Vom „Medoc Alavés“ zum burgundischen Modell
An dieser Stelle sei ein kleiner Exkurs erlaubt bzw. Tim Atkins zitiert, der in seinem Rioja-Report von 2024 über die noch immer etwas unbefriedigende, leicht schizophrene Situation (das sagt er so nicht) der dortigen Regularien schreibt. Es sei postiv zu bewerten, „dass die Rioja kurz davorsteht, die Regeln für ihre Kategorie „Vinos de Municipio“ (Villageweine) zu ändern, die gleichzeitig mit den „Viñedos Singulares“ (Anmerkung der Redaktion: ein heikles, um nicht zu sagen halbwegs missglücktes Unterfangen) im Jahr 2017 verabschiedet wurde. Obwohl dies insofern zu begrüßen ist, als es dazu beigetragen hat, den Fokus auf einige der auf einige der besten der 142 Dörfer der Rioja zu lenken, hatte die Initiative jedoch einen großen Makel. Um die Bezeichnung „Vino de Municipio“ verwenden zu können, musste ein Erzeuger eine Kellerei in demselben Dorf wie den Weinberg oder die Weinberge haben. Wer über Parzellen in mehr als einem Dorf verfügte, konnte keine separaten „Vinos de Municipio“ abfüllen, was eindeutig lächerlich war. […] Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses dieses Berichts war eine Änderung der Vorschriften in Sicht. Eine Theorie besagt, dass damit Telmo Rodríguez entgegengekommen werden soll, dessen sechs der sieben Dorfmarken unter seiner Dachmarke Lindes Remelluri derzeit illegal sind. »Ich erzwinge den Wandel«, sagt Rodríguez, der dem Consejo Regulador seit 2010 und vermutlich schon früher die lange Nase zeigt. »Die Dörfer sind die Zukunft der Rioja. Das Boot beginnt zu sinken, und wir helfen, es über Wasser zu halten«.“

… und wieder zurück
Was das Enfant terrible angeht ... tja, Telmo hat die schöne Angewohnheit, recht deutlich seine Meinung zu sagen: „Das Rioja-Geschäft besteht darin, so viel wie möglich und so billig wie möglich zu produzieren … Wir wollen eine rote Linie zwischen dem industriellen Rioja und dem Rioja nach menschlichem Maß ziehen. Das Rioja-Modell, bei dem 400 Millionen Flaschen in drei Kategorien – altersabhängig: Crianza, Reserva und Gran Reserva – produziert werden, ist tot. Niemand in der Weinbranche kann eine solche Appellation verstehen. Stellen Sie sich Bordeaux mit drei Altersklassen vor …“ Umso verständlicher sind seine Lindes-Weine, mit denen man sich Dörfer und Lanschaften „ertrinken“ kann. Und die hoffentlich?, vielleicht?, ganz sicher? nicht nur die ersten Koordinaten, der neuen, neuvermessenen Rioja markieren, sondern Vorbild für andere Winzer sein werden, die Telmos Konzept an die eigenen Verhältnisse anpassen und umsetzen werden. Um noch einmal Tim Atkins („Die zehn Dinge, die sie über die Rioja wissen müssen“) zu zitieren: „Rioja ist Spaniens weltweit berühmteste und großartigste Weinregion.“ Und in Zukunft wird sie diesen Status noch übertreffen.

Weine dieses Winzers

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