Einfach spektakulär: wurzelecht, vulkanischen Ursprungs – was will man mehr?! 91 Punkte – VIEW FROM THE CELLAR
„Cordón trenzado“ nennt sich die spektakuläre und einzigartige Erziehungsform der mehrheitlich über 120- jährigen Reben (von denen die Listán-Negro-Trauben für den mittlerweile sechsten Jahrgang des „Migan“ stammen) die zu mehrsträngigen „Zöpfen“ geflochten werden. Auch bei diesem Wein lässt sich einer der „Envínate-Effekte“ beobachten: Mit jedem neuen Jahrgang steigen die „Parker-Punkte“ im Wine Advocate! Nun ließe sich dem ungeheuer fleißigen und begeisterungsfähigen Verkoster für Spanien (sowie für Argentinien, Chile und Jura), Luis Gutiérrez, einiges unterstellen (zu aufgeschlossen, zu ikonoklastisch veranlagt, zu vertraut mit den Winzern), aber sicher nicht Befangenheit, Leichtfertigkeit oder gar chauvinistische Tendenzen. Nein, der Mann weiß, was gut, was besser ist. Daher können wir der Stoßrichtung seiner Bewertung – 94 Punkte für 2016, 95 für 2017 und 95+ für 2018 – nur zustimmen (wir bleiben dabei, auch wenn ihm der großartige 2019 „nur“ 94+ Punkte wert war und der aktuelle Jahrgang „nur“ die 95er-Marke konsolidiert). Und er zeigt sich, zu Recht!, immer noch ein Stück begeisterter (2018: „this has to be the finest vintage of Migan“), wenn er die zunehmende Ausdruckskraft dieses atlantisch geprägten Weins feiert. Der „Migan“ (das ist der historische Name des Dörfchens La Perdoma) stammt von insgesamt vier Parzellen in 500 bis 850 Metern Höhe aus dem Orotava-Tal: „Tío Luis“ (1,4 Hektar, etwa 90 Jahre alt, in 550 bis 600 Metern Höhe), „La Habanera“ (1,6 Hektar, gut 100 Jahre alt, nach Norden ausgerichtet, in 380 bis 425 Metern Höhe), „Las Suertes“ (100 Jahre alter, nach Norden exponierter Weinberg von 0,6 Hektar Größe in 400 und 450 Metern Höhe, dessen Böden der Habanera-Parzelle ähneln) und „Montijo“ (ein 2,5 Hektar großer, 100 Jahre alter Weinberg mit Finca, der erst seit 2018 wieder bearbeitet wird, davor lag er fast zwei Jahre lang brach). Die entrappten Trauben mazerieren bis zu 30 Tagen in Betonbehältern, werden dann zu 30 % (die komplette Parzelle „Tio Luis“) in 4.200-Liter-Betontanks und zu 70 % in gebrauchten 350-Liter-Fässern über einen Zeitraum von 12 Monaten ausgebaut. Schon für den letzten Jahrgang schrieben wir, dass Envínate, unter anderem mit diesem Wein, so etwas wie „den Masterplan für die neue Avantgarde Spaniens vorlege“ – und daran hat sich nichts geändert – auch wenn der „Migan“ von 2021 nicht sofort „aus dem Glas springt“, wir ihm sicherlich noch ein Jahr auf der Flasche gönnen würden. Solche Weine gab es in unserem „Vorher“ nicht, nicht diese erstaunliche Geradlinigkeit, diese herrliche Strenge und stilistische Stringenz, diese enorme, dabei so verführerische Präzision des Ausdrucks von Frucht und Terroir, von roten Beerenfrüchten, getrockneten Blüten, ätherischer Minze, Tuff, und Vulkanasche, weder die „saftig-kühle“ Mineralität, noch das salin-pikante, animierend pfeffrige Finish: einfach genial!
Ab 2024 und dann bis 2032+.
Envínates „Migan“ ist ein Wunder an Geradlinigkeit! Sein enorm präziser Ausdruck von Frucht und Terroir, die „saftig-kühle“ Mineralität: genial!