Tierra Fundida
Clarete „Los Topes“, rosado 2022

Ungewöhnlich, außergewöhnlich und absolut zum Verlieben

Der Blick auf das ästhetische sehr befriedigende, in Sachen Information ausgesprochen dankbare Etikett ist das Eine, die Fragen, die sich wie von selbst ergeben das Andere: Clarete? Gut, lässt sich herleiten: Clairet bzw. Claret, ein hellroter Wein, möglicherweise ein Gemischter Satz aus roten und weißen Trauben (Achtung, „spoiler alert“, im Glas ähnelt dieser Wein einem vornehm fahlen Rosé aus der Provence!). Aber Gual? Vijariego Negro? Bitte? Die portugiesische Sorte Malvasía Fina, die aus einer Kreuzung zwischen dem portugiesischen Alfrocheiro (auf den Kanarischen Inseln als Baboso Negro bekannt) und dem urspanischen Hebén entstanden ist, ist auf dem Archipel unter dem Namen Gual bekannt, Boal auf Madeira. Loreto und Gabriel lesen diese Sorte, die unter anderem neben Vijariego Negro auf über 600 Metern Höhe auf vulkanischen Böden (Andosole) wächste. Letztere rote Rebsorte kennt man auch unter der Bezeichnung Sumoll (erstmals 1797 in Katalonien erwähnt). Der Name leitet sich von einem Dialektwort ab, das auf dem lateinischen „submolliare“ („reifen“) basiert. DNS-Analysen haben (überraschenderweise) ergeben, dass Sumoll mit der Sorte Vijariego Negra aus Andalusien identisch ist, die der Vater der spanischen Ampelographie, Simón de Rojas Clemente y Rubio, 1807 als Sorte beschrieb, die hauptsächlich in Jerez de la Frontera angebaut wurde.

Hier nun also werden Gual (von Hand entrappt) und Vijariego-Negro-Ganztrauben spontan in offenen Gärbehältern aus Holz vergoren, dann einen Monat lang in Terrakotta-Eiern und fünf Monate in französischen Eichenfässern ausgebaut. Das Ergebnis: Liebe auf den ersten Schluck! Im Duft zunächst ein Hauch Grapefruit und Blutorange, dann eine eher steinig-frische Anmutung, die sich nach und nach als eine Art salziger Meeresbrise manifestiert. Mit etwas Luft dann Pomeranze, reife Traubenfrucht und Kräuternoten. Am Gaumen dann unglaublich intensiv, hochenergetisch und wunderbar präsent. Die Agrumennoten nun druckvoller, herber und in Kombination mit einer ausdrucksstarken, hellen Säure. Diese sehr vitale Säurespur verleiht dem Clarete eine hinreißende Leichtigkeit und Feinheit, die den Wein animierend intensiv, komplex (andere sagen „schräg“) und doch enorm elegant wirken lassen. Wie gesagt, Coup de Cœur!

Ab sofort und bis 2027+.