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Tierra Fundida – San Cristóbal de le Laguna -

NEU im Programm!
Mit dem Tandem unterwegs auf geschmolzener Erde!

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Der Beginn eines großen Abenteuers
Bei diesem trüben Wetter überkommt uns das Fernweh, es geht auf Expedition: Kurs Teneriffa! Jenes Ziel welches der größte Naturforscher seiner Zeit Friedrich Wilhelm Heinrich Alexander von Humboldt (1769–1859) bereits im Juni 1799 ansteuerte. Gemeinsam mit dem französischen Naturforscher Aimé Bonpland (1773–1858) startet Humboldt am 5. Juni 1799 im Hafen von La Coruña seine erste Forschungsreise nach Übersee (oder, wie der Titel seiner Aufzeichnungen, die „Reise in die Aequinoctial-Gegenden des Neuen Continents“). Nach wenigen Tagen auf See erreichte das Forschungsschiff, die Korvette „Pizarro“ (nach spanischer Terminologie eine leichte Fregatte, „fragata ligera“), den Hafen von Santa Cruz de Tenerife (. Eine Woche verweilten Humboldt und Bonpland zu Forschungszwecken auf der Insel. Das Tandem bestieg den Pico del Teide, der mit 3.718 Metern höchsten Erhebung der Kanaren und gleichzeitig der höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet. Ganze drei Tage dauerte der Aufstieg vom Orotava-Tal bis zum Gipfel über einen Maultierpfad, der als Handelsroute Nord- und Südteil der Insel miteinander verband.

„Welch ein Anblick! Welch ein Genuss! Wir waren bis tief im Krater, vielleicht weiter als irgendein Naturforscher. […] Gott, welche Empfindung, auf dieser Höhe (11.500 Fuß)! Die dunkelblau Himmelsdecke über sich; alte Lavaströme zu den Füßen, um sich dieser Schauplatz der Verheerung (3 Quadratmeilen Bimsstein), umkränzt von Lorbeerwäldern; tiefer hinab die Weingärten, zwischen denen Pisangbüsche [Bananenstauden] sich bis ans Meer erstrecken, die zierlichen Dörfer am Ufer, das Meer, und alle sieben Inseln, von denen palma und Gran Canaria sehr hohe Vulkane haben, wie eine Landkarte unter uns.“

Humboldt und Bonpland erforschten dabei Vegetations- und Klimazonen, die Geologie, Flora und Fauna der Vulkaninsel.

Inseldasein
Im Atlantik gelegen, über 1.000 Kilometer entfernt vom spanischen Festland, vor der Westküste Marokkos: überflüssig zu erwähnen, dass wir uns hier in einer völlig anderen Welt befinden. Das Klima wird von subtropischen Einflüssen bestimmt, was ganzjährig frühlingshafte Temperaturen zur Folge hat, nur in den Sommermonaten steigt das Thermometer leicht an. Der „Alisio,“ so nennt man auf den Kanaren den Nordost-Passat, die mächtige Präsenz des Teide und die unmittelbare Meereslage drücken bewusstem Klima ihren ganz eigenen Stempel auf. Auf Basis dieses Klimas und der Geographie der Insel har man für Teneriffa fünf Appellationen definiert: D. O. Tacoronte-Acentejo (im Nordosten), D. O. Valle del Orotava (an der nördlichen Flanke des Teide), D. O. Ycoden-Daute-Isora (im Nordwesten), D. O. Abona (südlich des Teide) und D. O. Valle de Güimar (im Osten der Insel).

Gerüchteküche und Promigeflüster
Der Wein der Kanarengewinnt seit einigen Jahren wieder vermehrt an Wertschätzung. Envínate und Suertes del Marqués (beide Teneriffa), Puro Rofe (Lanzarote), Victoria Torres (La Palma), Bimbache (El Hierro) sowie Tamerán (Gran Canaria) sind nur einige der hochgehandelten kanarischen Erzeuger. Seit Jahrhunderten wird auf allen kanarischen Hauptinseln (Ausnahme: La Graciosa) Wein angebaut. Shakespeare erwähnte in seinen Werken oft „Canary“ oder „Malmsey“, jene Süßweine vergangener Zeiten aus der Rebsorte Malvasía Aromática, etwa in Henry IV: „But i’ faith you have drunk too much canaries, and that’s a marvellous searching wine, and it perfumes the blood ere one can say »What’s this?«“. Die so poetisch aufgeladenen Weine waren damals echte Exportschlager, die vor allem nach Nordeuropa und in die amerikanischen Kolonien verschifft wurden. Heute sind die kanarischen Weine im angelsächsischen Raum erneut schwer angesagt. Das Londoner Kult-Weinmagazin Noble Rot und die britische Weinkritikerin Jancis Robinson schwärmen mit einer bemerkenswerten Regelmäßigkeit von Envínate & Co. Auch Schauspielerin Keira Knightley liebt ganz offensichtlich Listán Blanco. Zu ihren absoluten Lieblingsweinen zählen neben „Vidonia“ (Suertes del Marqués) die von Envínate, „Palo Blanco“ und „Táganan“: „Both are quite intense wines that smell like they’ve been grown near a volcano. Bizarre! The »Vidonia« smells a lot smokier, which is an amazing thing, but I think I prefer the slightly more understated »Táganan« – lovely.“ We couldn’t agree more!

Mehr davon!
An anderer Stelle berichteten wir bereits das die Weine der Kanaren echte „game-changer“ für das Image der spanischen Weine sind. Der Fokus der hier auf den klimatischen Bedingungen, den alten lokalen Rebsorten und den ortstypischen Besonderheiten, mit den daraus resultierenden Weinen hat uns in seinen Bann gezogen: Envínate, Bimbache und nun eben Tierra Fundida!

Der frühe Vogel und das Prinzip Zufall
Mai 2023, Ciudad Real, eine Provinzstadt knapp 200 Kilometer südlich von Madrid. Hier trifft sich alle zwei Jahre die Weinszene zur größten Fachmesse für spanische Weine. Wir waren natürlich auch vor Ort, um Kontakte zu pflegen, neue Jahrgänge zu probieren und Trends aufzunehmen. Und wie so oft ließ unser eng getaktetes Messeprogramm eigentlich kaum Raum für größere Überraschungen. Mit einigen Minuten im Haben blieb uns dennoch etwas Zeit für ein außerplanmäßiges Tasting. Ein winziger, reduziert aber elegant wirkender Stand, vier Weine in ebenso reduzierter Ausstattung und eine sympathische, gute Stimmung ausstrahlende Winzerin nahmen wir aus dem Augenwinkel im Vorbeigehen wahr. Statt kurzer Kaffeepause also Neues probieren. Mit dem ersten Probeschluck des Claretes „Los Topes“ stand fest: Die Dame versteht ihr Metier! Ganz gaumenfällig und offensichtlich!

Viele gute Gründe
Bereits im ersten Gespräch konnte Loreto, so der Name der Winzerin, nachhaltig überzeugen. Loreto Pancorbo hat ihr Handwerk an der Universidad de La Rioja (Logroño) gelernt und mit Abschlüssen in Önologie und Agrarwissenschaften veredelt. Aktuell studiert sie zudem am Institute of Masters of Wine. Zu Beginn ihrer beruflichen Karriere hat sie in der Rioja im Bereich Weinbau für die Regionalregierung La Rioja Forschungsarbeit betrieben. Danach folgten Stationen im Napa Valley (USA) und in Neuseeland. Seit 2009 lebt und arbeitet Loreto nun auf Teneriffa, darunter war sie sechs Jahre lang die Önologin der Kooperative LACASMI (Sociedad Cooperativa San Miguel de Abona).

Der richtige Partner
Humboldt hatte mit Bonpland einen kongenialen Partner an seiner Seite, als er auf Teneriffa weilte. Loreto hat diesen Partner privat wie beruflich in Gabriel Morales gefunden. Gabriel ist gebürtiger „canario“, auch er ist durch und durch Fachmann: Agraringenieur und Önologe. Zu Beginn seiner Karriere arbeitete er als Önologe des Weinguts El Grifo (Lanzarote), aber auch auf dem spanischen Festland und in Neuseeland. Im Jahr 2004 zog es Gabriel nach Teneriffa, und seitdem bekleidet er dort die Position des technischen Direktors bei Bodegas Cuarta Generación. Mit Loreto gründete er dann eine Familie und später das Weingut, dem das eingespielte Duo den treffenden Projektnamen „Vinos en Tándem“ – „Weine in/auf dem Tandem“ – gab.

Schnelles Wachstum
Innerhalb von drei Jahren bekamen Loreto und Gabriel drei Kinder. Den nötigen Platz fand die Familie in San Cristóbal de la Laguna. Ihr Haus beherbergt heute die Familie, den Weinkeller, Nutz- wie auch Haustiere und einen großzügigen Gemüsegarten. Loreto und Gabriel möchten so autark und nachhaltig wie möglich leben. Ab 2016 reifte der Entschluss nun endlich eigene Weine zu machen. Das Paar verzichtet gerade im Keller auf jegliche Maschinen. Die Gründe sind rationalen Ursprungs: Investitionssummen klein halten und die Sicherheit der Kinder nicht unnötig gefährden – der Weinkeller ist ein weiterer Raum des Hauses! Ein Jahr darauf wurden dann die ersten Weine gemacht (1.700 Flaschen), aber 2018 gilt als der erste offizielle Jahrgang von Tierra Fundida. Potenziell wären wohl 30.000 Flaschen Jahresproduktion machbar, aktuell werden aber lediglich 10.000 Flaschen gefüllt.

Geschmolzene Erde
Ganze sieben Hektar Rebfläche „Vulkanland“ bewirtschaften Loreto und Gabriel, darunter fünf in Tacoronte (im Nordosten) und zwei im tendenziell etwas kühleren Los Realejos (im Orotava-Tal). Wie auch im Keller verzichtetet das Paar weitestgehend auf Maschinen und bewirtschaftet seine Flächen biodynamisch. Loreto schwärmt von den Möglichkeiten die sich ihr hier bieten: „Die Vielfalt hier ist einfach großartig. Wir haben hier ein eigenes Universum an Kleinklimata, Böden und Strukturen, Ausrichtungen und Reben. Hier lernt man einfach nie aus.“ Dem können wir nur zustimmen. Quasi blind haben uns die Weine vom Fleck weg begeistert, ihre Herkunft und ihre DNS verleugnen sie nicht. Dennoch oder gerade deshalb bringt das Tandem Loreto und Gabriel mit Tierra Fundida sehr eigenständige, sehr außergewöhnliche Weine auf die Flasche, ohne die wir nicht mehr sein wollen!

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