Tinto Fino: einfach verflucht gut!
Lange bevor die D. O. Vinos de Madrid bzw. ihrer Vorgängerin „Tierra de Madrid“ auch nur in rudimentärster in Form existierten, galt der regionalen Subzone Arganda-Colmenar de Oreja besondere Aufmerksamkeit. Nicht etwa, weil man damals schon qualitativ hochwertige Weine produziert hätte, sondern weil dort bereits in den 1950er-Jahren die wichtigsten Rioja-Händler Tinto Fino (auch als Tempranillo bekannt) aus Arganda einkauften, um sie als Rioja auszugeben oder Weinen aus der Rioja beizumischen, als in ihrer Region noch Königin Garnacha herrschte und der Tempranillo rar war. Man lasse sich das einmal auf der Zunge zergehen: Der früh reifende Tempranillo aus einer in klimatischer Hinsicht nicht eben unproblematischen Hochebene südöstlich von Madrid als geheime Zutat in Weinen der Rioja. Völlig abwegig ist das nicht: Navalcarnero etwa war das Epizentrum der Rebsorte Negral, einer roten Traube, die vor allem von galicischen Großhändlern zur Aufhübschung ihrer Ribeiros in großen Mengen eingekauft und gen Norden transportiert wurde.
Aber zurück zu Marc Isarts „La Maldición“ Tinto Fino, der, wie zu erwarten auch mit einen kleinen Anteil an Weißweintrauben (15 % Malvar) verschnitten wurde, was gängiger und tradierter Praxis entspricht. Er will diesen Wein als Einführung, als gateway wine (nicht seine Worte) für dieses Gebiet verstanden wissen. Er will einen „ehrlichen, unprätentiösen Wein, der Gespräche und Mahlzeiten begleitet“, es geht ihm um den Wein des einfachen Weinbauers, den es wiederzugewinnen gilt, der den Durst löscht, die Nahrung bekömmlicher macht und dabei hilft, den harten Arbeitsalltag zu energetisieren. Und das ist ihm ganz phänomenal gelungen! Stein und Beerenfrucht nebst feinherben Einsprengseln, ein leicht säuerliches Element (rote Johannisbeere), dazu ein kleines Quantum noch unreifer Pflaume und ätherische Kräuternoten, alles sehr angenehm und angenehm kühl am Gaumen, zarte helle Säure, so feingewirkte wie griffige Tannine: ¡enhorabuena!
Ab sofort bis 2025+.
„Maldición“ Tinto Fino von Cinco Leguas: phänomenal gelungener, saftiger Rotwein mit heller Säure, kühler Würze und feinen, griffigen Tanninen – wunderbar.