„In der Kupfergrube ist der Lesezeitpunkt extrem wichtig.“– Tim Fröhlich
Die Schlossböckelheimer Kupfergrube erinnert uns an Klaus Peter Kellers Abtserde. Wenn wir die großen Weine probieren, dann zeigt sich die Kupfergrube meist noch am unfertigsten, denn sie braucht oft mehr Zeit in der Gärung, wirkt im Frühjahr noch diffus. Es bedarf einfach mehr Zeit, bis sich der Riesling von hier in voller Klarheit zeigt. Das gibt der Kupfergrube ein fast mystisches Element, dieser von Porphyr-Gestein geprägten Lage mit über 50-jährigen Reben.
In unmittelbarer Nachbarschaft zum Felsenberg, gerade einmal 150 Meter entfernt wächst das Große Gewächs der Kupfergrube – ein völlig anderer Rieslingcharakter. Auf einer alten Kupferschürfung an einer Engstelle des Nahe-Tals entstand diese weltweit wohl einzigartige Weinbergslage, in der das Weingut Schäfer- Fröhlich ein „Filetstück“ besitzt: Die steilste Parzelle (bis zu 70 % Steigung!), spektakulär am Fuße einer nackten vulkanischen Felswand gelegen, welche die Wärme in die sorgsam gepflegten Rebanlagen reflektiert, mit einem fantastischen Mikroklima gesegnet, das wegen der Enge des Tals und der dadurch bedingten leicht verminderten Stundenzahl der Sonnenscheineinstrahlung eine langsame, gleichmäßige, optimale Ausreifung der lockerbeerigen Träubchen garantiert, die wiederum für die singuläre Stilistik dieses Rieslinggiganten verantwortlich zeichnet. Der äußerst mineralische vulkanische Verwitterungsboden (mit einem Hauch von Kalk im felsigen Untergrund) lässt in dieser unvergleichlichen Terroir-Enklave Rieslinge entstehen, die ihrer minzigen, kräuterwürzigen Noten und ihrer weißen und gelben Aromen wegen an der Nahe stilistisch einzigartig sind. Für Tim Fröhlich hat die Kupfergrube stets die etwas kühlere Aromatik als der benachbarte Felsenberg. Letzterer hat Aromen in Richtung weiße Früchte, die Kupfergrube fällt eher bissig mit Grapefruitaromen und strahlender aus. Verrückt, wenn man bedenkt, dass beide Lagen in etwa lediglich 150m voneinander entfernt liegen!
Im Jahrgang 2022 entschied sich Tim für eine frühe Ernte der Kupfergrube. Den Lesezeitpunkt hält er hier für maßgeblich. Dabei kommt es ihm gar auf ein Zeitfenster weniger Stunden an. „Die Spannung muss noch in der Schale vorhanden sein. Morgens hat es hier mehr Nebel, das weicht diese auf.“ so Tim. In weniger als vier Tagen fuhr er mit seinem Team die Trauben für die Großen Gewächse ein. „Schlossböckelheim ist früher dran, Monzingen und vor Ort in Bockenau hat man etwas mehr Zeit.“ Die 2022er Kupfergrube besitzt eine imposant kraftvolle Textur, bleibt aber elegant, auch weil Tim sie bewusst etwas früher von der Vollhefe nahm. Das Bouquet zeigt sich gewohnt flintig, wie wir es den Weinen Tims alias Mr. Flintstone gewohnt sind. Doch sind die extrem reduktiven Noten in den letzten Jahren zugunsten einer feineren Ausprägung gewichen. Sternfrucht, Zitrusabrieb und Feuerstein bilden den Akkord. „Meine Weine sollen kristall klar und präzise sein.“ so Tims Leitmotiv. Mit der Kupfergrube haben wir einen Riesling, der diesem Anspruch voll und ganz gerecht wird und in seiner Komplexität in der Liga der Großen Gewächse spielt. Riesling für Puristen, Terroir-Fanatiker und alle, die keine schmusig-fruchtigen Rieslinge mögen. Das ist ein kompakter, engmaschiger Riesling, dessen rote Fruchtanklänge am Gaumen, unterlegt von feiner Würze, einen höchst eigenständigen Riesling ergeben, wie er nur aus der Kupfergrube stammen kann. Dabei zeigt sich der Wein enorm dicht und durch seine Aromen- und Strukturbündelung schlank. Auch hier merkt man bei einem Spitzenwinzer die stetigen Lern- und Verfeinerungsprozesse, speziell in den letzten Jahren, in denen Winzer weltweit ihre Arbeit (aufgrund der klimatischen Veränderungen an bisher nie dagewesene Begebenheiten) adaptieren mussten. Die oberste Spitze schafft das mit Bravour und Sieben-Meilen-Stiefeln!
Diesem Prozess gingen viele Jahre der Entwicklung voraus: Nach der Übernahme der Parzelle im Jahr 2004 und der sorgfältigen Regenerierung der Böden durch das „Dream-Team“ (u. a. Einbringen von Stroh im Weinberg, um den vom Vorbesitzer eingebrachten Stickstoff aus dem Boden zu ziehen) zeigt sich die Kupfergrube Jahr für Jahr mehr in ihrer exotischen Frucht reduziert. „Kraft und geschmeidige Eleganz“ (so die Laudatio des Gault&Millau) bilden hier keinen Gegensatz, sondern zwei betörende Seiten einer Medaille, die das Faszinosum dieses fabelhaften Rieslings ausmachen. Auf Stilmittel wie etwa bâtonnage, das Aufrühren der Hefe, um mehr Fülle in den Wein zu bekommen, verzichtet Tim bewusst. Er ist kein Freund dieser Technik, denn dies geht stets zu Lasten von Eleganz und Finesse, den beiden wichtigsten Eigenschaften, die Tim in seinen Weinen sucht, daher hat er seit fünf Jahrgängen darauf konsequent verzichtet, um noch mehr Feinheit in den Weinen zu erzielen. Die Kupfergrube zeigt für uns eine ähnliche stilistische Weiterentwicklung, wie wir sie im letzten Jahrzehnt beim grandiosen Hubacker von Klaus Peter Keller miterleben durften.
Werte Kunden: Tims Kupfergrube ist das nordische Exemplar zu so manch deutlich „mediterraner“ geprägten Wein aus einer Lage, die durch den genialen Tim Fröhlich eine atemberaubende Wiederbelebung erfahren hat. Wir ziehen unseren Hut vor diesem traumhaft profilierten Meisterstück!
Ab Freigabe (einige Stunden karaffiert), Höhepunkt ab etwa 2026 bis mindestens 2043.
Subskription der 2022er-Kupfergrube bei Pinard de Picard! Ein Riesling-GG für Puristen: Schäfer-Fröhlich in Reinform.