Monopollage Sankt Paul: ein schlicht monumentaler Wein!
97/100 – Falstaff
96/100: „Anyone who doubts the greatness of Germany’s new pinot noirs should taste this remarkable example.“ – Stuart Piggott (James Sucklig)
95/100 – Robert Parker Wine Advocate
Die wunderbare Monopollage „Sankt Paul“ – benannt nach einer ganz in der Nähe vermutlich im 11. Jahrhundert erbauten und im Bauernkrieg größtenteils zerstörten Trutzburg Sankt Paulin – befindet sich komplett auf französischem Staatsgebiet. Sie liegt direkt unterhalb des legendären „Heydenreichs“. Dieser steile Südhang auf Kalkgestein ist besonders gut durch Winde vom direkt darüber liegenden Wald geschützt, der gleichzeitig für kühle und ausgewogene Nächte sorgt. Die Reben müssen sich hier regelrecht durch den harten Kalk bohren, der unter der nur 25 bis 50 Zentimeter starken Humus- und Lehmschicht liegt. Das fordert die Pinot-Noir-Rebe und spornt sie zu Höchstleistungen an, um an Wasser und Nährstoffe zu kommen, Höchstleistungen, die der Sankt Paul in Gehalt, Tiefe und Struktur übersetzt. Mit ihm ist Fritz Becker ein Wein gelungen, der sich mit den großen und größten Gewächsen des „ewigen“ Vorbilds Burgund messen kann. Und bei dem auch Bordeaux-Fans voll auf ihre Kosten kommen. Im „Sankt Paul“ verbinden sich zeitlose Eleganz, ein gewisser Sex-Appeal (andere nennen es Nahbarkeit) und geschliffene Tannine. „Friedrich Becker gehört seit seinem legendären 1989er zu den bedeutenden Rotweinmachern Deutschlands, und kaum jemand sonst kann seitdem eine so lückenlose Reihe großer Spätburgunder aufstellen. Der »Sankt Paul« gehört zu den besten Rotweinen Deutschlands!“ jubelt etwa der Gault&Millau. Der 2020er-Jahrgang ist den Beckers so souverän wie fantastisch gelungen: Frucht, Frische und offensichtliche Eleganz – gerade beim Sankt Paul! Die entrappten Trauben für dieses GG wurden nach einer fast dreiwöchigen Maischegärung in offenen Eichenholzbottichen und Bütten schonend gepresst, danach für 18 Monate in kleinen Holzfässern aus französischer Eiche ausgebaut und schließlich unfiltriert und ungeschönt abgefüllt.
Wie schon so oft eröffnet der Sankt Paul mit einer Charme-Offensive, die allerdings von flankierenden Maßnahmen – Tiefe, Energie und eine anfänglich fast puristischen Dichte – begeleitet wird. Im Duft zunächst würzige Noten (Zimt, Zedernholz, ein Hauch hellen Virginiatabaks), später helle Kirschen bis hin zu eingelegter Amarena, dann, immer dunkler werdend (Maulbeeren, Brombeeren), sekundenbruchteilelang Erdbeerbowle. Anders als der breitschultrigere, kräftig-würzige „KB“, verströmt der „Sankt Paul“ mehr balsamische Noten und geringfügig hellere Frucht. Am Gaumen gleichen sich beide Weine wieder etwas mehr an, wobei auch hier die vorhandenen Tannine zupackend seidig-griffig wirken. Die Frucht ist nach wie vor präsent, „klart“ nun auf, weicht helleren Existenzen: weiße und rote Johannisbeeren, Sauerkirschen, kurz blitzt etwas Blutorangenzeste auf, in Kombination mit schlanken Beerenfrucht (jetzt auch etwas Schlehe) ergibt das ein geradezu mundwässerndes Zartbitter, eine schöne Herbheit (oder herbe Schönheit?). Dann eine leicht salzig-kreidig-kalkig wirkenden Mineralität – dieser Pinot Noir schöpft auf eleganteste Weise aus dem Vollen. Stuart Pigott (James Sucklig) vergibt, nicht von ungefähr, wie auch für den 2020er wieder 96 Punkte (nota bene: der 2017er war mit 96 Punkten „The best vintage ever of this wine“!). Auch wir sind absolut hingerissen, 2020 und Sankt Paul – eine Traumkombination, bei der man lange, lange verweilen möchte, wieder einmal Finesse über alles! Unter den „Langstreckenläufern“ Friedrich Beckers ist der Sankt Paul, der Wein, der sich jetzt schon brillant in einer ersten Genussphase präsentiert und uns, das Glas in Händen, völlig begeistert und mit einer unbändigen Lust auf den nächsten Schluck zurücklässt!
Diesen Wein sollten Sie die nächsten fünf Jahre im Keller vergessen (oder vor Genuss entsprechend lange belüften), sein Potenzial reicht weit über 2050 hinaus.