DE-ÖKO-003
„Der Wildheitseinschlag intensiviert sich hier.“ – Sophie Christmann
Der Ölberg muss quasi Niemandem mehr etwas beweisen. Von hier stammte lange Zeit der trockene Spitzen-Riesling aus dem Hause Christmann („Kappelle“), in den nur die Trauben der allerältesten (33jährigen) Reben eingingen. Freunde der raren und gesuchten Versteigerungsweine des VDP ist die Lage daher längst ein Begriff. Zwischenzeitlich hat sich viel getan, die vermeintlich jüngeren Reben besitzen ebenfalls ein stattliches Alter (Sophie: „Der jüngere Teil ist bereits auch schon an die 20 Jahre alt, der Ölberg war eigentlich immer schon zu gut für eine Erste Lage“).
Es war an der Zeit das würdige Format der Lage zu deklarieren. Darum gibt es aus der ganzen Gewann „Ölberg-Hart“ ein Großes Gewächs! Jenes Kernstück – es ist nur einen Katzensprung vom Idig entfernt – wurde bereits 1828 in der königlich bayerischen Bodenbewertung zu den allerfeinsten gezählt. Um in diesen Genuss zu kommen, muss man dann schon exklusiven Untergrund besitzen: Sogenannte terra fusca, tertiärer Kalkmergel prägt den Ölberg-Hart. Der Oberboden stellt eine klassische Ablagerung aus Buntsandstein-Geröll dar und verrät auf den ersten Blick nichts vom einzigartigen Terroir.
Diesen 0,8 Hektar Rebfläche haben die Christmanns im generösen Jahrgang 2022 einen herrlich kraftvollen und in sich ruhenden Riesling abgerungen, dessen Textur burgundische Formate hervorruft. Es ist stets der dichteste und fleischigste Riesling des Weinguts, doch werden bereits im Weinberg alle Parameter so angesetzt, dass die Lage im wahrsten Sinne des Wortes keinen Hitzkopf gebiert, sondern einen souveränen aber seidigen Riesling. Er duftet dieses Jahr etwas wilder und expressiver als beispielsweise das Große Gewächs aus der Meerspinne. Würze obsiegt hier, die Frucht lässt den Vorzug. Diese deutet sich an in Pfirsichhaut, Zitrusabrieb und etwas getrocknete Blumen. Am Gaumen erfahren wir dann das wahre Format dieses Maestros: Eine satte, seidige und fast schon ölige Textur packt zu, Meersalz, Melisse und mineralische Einschläge treten hervor, wie dies nur bei einem Großen Gewächs der Fall ist. Das ist ein Langstreckenläufer, doch darf man dessen Muskeln auch schon vor dem Sprint begutachten. Ein sonnenverwöhnter Apfel am Baum über dessen die eher ein Schattendasein fristenden Exemplare nur neidisch werden können. Das erinnert an ein Großes Gewächs aus dem Hause Von Winning, aber eben so, als ob es nicht im Holz ausgebaut worden wäre, sondern – völlig zurückhaltend – in neutralen Gebinden. Die „Dramaturgie“ der Exposition – frühe Morgensonne, früher Abendschatten – spiegelt sich eindrucksvoll durch tiefen Extrakt und eine hochkomplexe Furchtausprägung wider ohne an Noblesse in Form von seidiger Haptik zu sparen. Riesling von monumentaler Größe, der dem Renommee der besten Lagen der Pfalz gerecht wird.
Trinkreife wohl ab 2025, Höhepunkt ab 2027 bis 2047+.
Das Große Gewächs Ölberg-Hart stellte den kräftigsten trockenen Riesling im Weingut A.Christmann. Klassischer Pfälzer Wein der Spitzenklasse.