Seckinger
Chardonnay „Linse“ 2022

Ein Chardonnay von fantastischer Länge und Ausdruckskraft!

Dieser Wein stammt aus dem ältestem Chardonnay-Weinberg von Familie Seckinger. Offiziell darf die Sorte in Deutschland ja erst seit dem Beginn der 1990er gepflanzt werden. Manche Rebanlagen wurden allerdings auch vorher schon gesetzt, sei es im Versuchsanbau oder in bewusster oder unbewusster Verwechslung mit Auxerrois oder Weißburgunder. Der Chardonnay, den die Seckingers im Ruppersberger Linsenbusch unterhalb der Monopollage „Gaisböhl“ des Weinguts Dr. Bürklin-Wolf besitzen, ist mittlerweile 40 Jahre alt. Er wurzelt dort in Kalk, Mergel und Buntsandstein. Jonas Seckinger verzichtet auf neues Holz und arbeitet geschickt mit Reduktion wie Oxidation, sodass die „Linse“ eine wunderbar wilde Note bekommt. Der Wein ist so etwas wie der Gegenpol zum „Kapellenberg“ aus der Südpfalz, der zu 100 % im neuen Holz ausgebaut wird und viel reduktiver erscheint.

Die „Linse“ ist ein offener, einladender Chardonnay, der schon im Duft saftig wirkt. Er erinnert an frische Gartenkräuter, Birnen, gelbe Äpfel und Kap-Stachelbeeren. Die Flor- und Jod-Noten des letzten Jahrgangs findet man hier kaum. Vielmehr eine reife Zitrone und etwas zerstoßenes Gestein. Am Gaumen präsentiert sich der Chardonnay saftig und geradezu süffig, erinnert sogar mehr an Pfälzer Riesling, als es manch einer der Seckinger-Rieslinge! Das ist alles wunderbar rund und stoffig mit feiner Phenolik und einer Säure, die zunächst zahm beginnt und zum Finale hin immer präsenter und fordernder wirkt. So entwickelt der Wein ordentlich Zug, kleidet den Gaumen aus, wirkt salzig und mundwässernd. Am meisten beeindruckt uns die schiere Länge der „Linse“, die so jung schon so gut schmeckt, was es nicht eben leichter macht, ein paar Flaschen davon für die Zukunft einzulagern. Trotzdem sollte man das definitiv tun!

Gönnen Sie diesem Chardonnay große Gläser, eine Temperatur von 12–14 °C und gerne 6–12 Monate Flaschenreife. Höhepunkt wohl ab 2025 bis 2034+.