Rossignol-Trapet
Gevrey-Chambertin „Aux Ételois“, rouge 2022

Villages auf dem Etikett, Grand Cru im Herzen: warum der „Aux Ételois“ eine Klasse für sich ist

Die kleinteilige Parzellierung gehört zu den burgundischen Weinlagen wie der Pinot zum Bœuf bourguignon. Die daraus resultierende ungeheure Vielfalt von Produzenten- und Winzernamen, Orts- und Lagennamen fordert den Scharfblick des erfahrenen Weinamateurs und verwirrt nicht selten den Neuling. Denn es liegt in der Natur der Sache, dass sich etwa Ortsweine und große Gewächse in enger, manchmal sogar sehr enger Nachbarschaft befinden. Der Gevrey-Chambertin „Aux Ételois“ 2022 von Rossignol-Trapet ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie ein Lagenwein die Grenze zwischen Villages- und Cru-Qualität überschreiten kann. In direkter Nachbarschaft zu renommierten Grand-Cru-Parzellen wie „En Griotte“, „Aux Charmes“ und „En la Chapelle“ entfaltet diese besondere Lage dank biodynamischer Bewirtschaftung, jahrzehntelanger Erfahrung und der akribischen Arbeit der Brüder Rossignol heute ihr volles Potenzial. Die winzige Parzelle von nur 0,4 Hektar ist mit 60 bis 70 Jahre alten Reben bepflanzt, deren Wurzeln tief in den mineralischen Boden reichen. Das sorgt für geringe Erträge, dafür aber für hohe Konzentration und Komplexität in den Trauben. Die Nähe zu legendären Grand-Cru-Lagen verleiht dem „Aux Ételois“ nicht nur Prestige, sondern auch eine natürliche Verwandtschaft zu den berühmtesten Weinen von Gevrey-Chambertin. Deshalb wird der „Aux Ételois“ im Keller auch wie ein „echter Cru“ behandelt: Etwa ein Drittel der Trauben wird als ganze Trauben vergoren, was dem Wein Würze und Struktur gibt. Ein Neuholzanteil von 15 bis 25 % sorgt für eine dezente Holzprägung, ohne die Frucht zu überdecken. Die Arbeit der Rossignols zeichnet sich durch eine gekonnte Balance aus, die die Frische, Präzision und mineralische Spannung des Jahrgangs 2022 unterstreicht. In der Nase öffnet sich der Wein mit einem verführerischen Bouquet, das Aromen von Himbeeren, Walderdbeeren und schwarzen Kirschen hervorhebt. Diese Frucht wird ergänzt durch subtile Noten von Unterholz, Tabak, violetten Blüten und der mineralischen Frische von Gesteinsmehl. Eine pfeffrige Würze und ein Hauch von Eichenholz geben dem Duft zusätzliche Tiefe und Komplexität. Am Gaumen präsentiert sich der „Aux Ételois“ mittelkräftig mit saftiger Frucht und einer präzisen, kühlen Mineralität. Die seidigen Tannine sind präsent, aber fein eingebunden, und die lebendige Säure sorgt für Frische und Länge. Die würzig-tabakigen Nuancen der Ganztraubenvergärung und der elegante Holzeinsatz geben dem Wein Tiefe, während ein süßer Fruchtkern für Charme und Zugänglichkeit sorgt. In seiner Jugend zeigt sich der „Aux Ételois“ noch leicht verschlossen, doch mit etwas Zeit in der Flasche entfaltet er seine ganze Komplexität. Nach zwei bis vier Jahren Lagerung werden die Tannine weicher, und die Aromen entfalten sich in ihrer ganzen Komplexität. Viel mehr als ein typischer Villages-Wein also – ein Botschafter der Region, der die Nähe zu den Grands Crus nicht nur geografisch, sondern auch an Nase und Gaumen spüren lässt. Seine elegante Frucht, die mineralische Spannung und die sorgfältige Verarbeitung machen ihn zu einem großen Wein, der schon jetzt fasziniert und in Zukunft noch einiges mehr zu bieten haben wird. Ein Muss für Kenner, die den feinen Unterschied zwischen einem guten und einem außergewöhnlichen Wein zu schätzen wissen.

Sein bestes Trinkfenster wird er ab ca. 2026 öffnen. Potenzial besitzt der Wein bis ca. 2035+.