Tour des Gendres
„La Gloire de mon Père“ Côtes de Bergerac, rouge 2020

Wunderbar satter, dichter Wein, der das große Potenzial des Bergerac zeigt – zu einem extrem günstigen Tarif

Die Geschichte dieses Weins kann man nicht erzählen, ohne sich mit seinem Namen zu befassen: „La Gloire de mon Père“ („Der Ruhm meines Vaters¡). Der Wein trägt also den Titel des in Frankreich überaus bekannten autobiographischen Buchs von Marcel Pagnol, das später auch verfilmt wurde. Das Werk spielt Anfang des 20. Jahrhunderts und besingt eine wunderbare Zeit des Heranwachsens in der Prôvence, inklusive einer Vater-Sohn-Jagdgeschichte. Eine berührende Geschichte, die den im Bergerac – und damit ebenfalls tief im Süden – aufgewachsenen Luc de Conti immerhin so stark beeindruckt hat, dass er einen seiner „Signature“-Weine danach benannt hat. Und der muss natürlich nicht nur seinem eigenen Vater zur Ehre gereichen, sondern auch dem Autor Marcel Pagnol. Und genau das tut „La Gloire de mon Père“ in perfekter Art und Weise! Das ist umso bemerkenswerter, weil Luc de Conti auf seinem Chateau erst in den 1980er-Jahren mit dem Weinbau begonnen hat, um als Neuling mit einem frischen Blick gleich die Qualitätsmaßstäbe für die gesamte Region nach oben zu verschieben. Ein Geniestreich. Manchmal ist es eben sehr vorteilhaft, ohne lange Vorgeschichte mit einem Projekt zu beginnen. Im biologisch erzeugten „La Gloire de mon Père“ verbindet sich die Würze des Südens mit der Noblesse des nur etwa 100 Kilometer weiter westlich gelegenen Bordeaux-Gebiets. Die etwa zu gleichen Teilen vertretenen Rebsorten Cabernet Sauvignon, Merlot und Malbec wachsen auf lehmigen, wasserarmen Kalkmergel-Böden, die teilweise eine südliche Ausrichtung haben, die Erträge sind moderat, die Pflanzdichte ist hoch, der Ausbau erfolgt nach Bio-Richtlinien. Die Trauben werden nach der Lese komplett entrappt, die Mazeration läuft über etwa 30 Tage, wobei der Tresterhut immer mal wieder untergetaucht wird. Anschließend findet der Ausbau ein Jahr lang in 500-Liter- und Fuderfässern statt, darauf folgt noch einmal ein halbes Jahr in Edelstahl. Filtriert wird schonend und minimal. Das Ergebnis ist ein satt purpurroter Wein mit sanften violetten Reflexen. Der Duft ist von sehr reifen roten und schwarzen Früchten geprägt, Brombeeren, Kirsche, aber auch reife Pflaume und etwas Holunderbeere, dazu viel Würze, eine Spur dunkle Schokolade sowie Lakritze. Am Gaumen setzt sich der satte, körperreiche Auftritt mit schmelzenden Gerbstoffen fort, alles ist dicht und kompakt, aber keinesfalls schwer, dafür sorgt allein schon die lebendige Säure. Erneut dominieren reife Fruchtaromen, Cassis schimmert durch, wieder Pflaumen, dazu zarte Röstnuancen sowie ein Hauch würziger Tabak. Das ist intensiv und richtig lang. Der Wein strahlt eine tolle Wärme aus, das ist eine Art Lagerfeuer im Glas, großartig. Dazu ein Steak, wow! – extrem erstaunlich und sehr erfreulich, dass es zu diesem Kurs ein so komplettes Weinerlebnis gibt!

Ab sofort und bis 2030.