Kühler, steiniger und ach so eleganter Gattinara-Cru vom Porphyr! 94 Punkte – VINOUS
Wer Italien und Porphyr-Gestein zusammenbringt, denkt meist an Weinberge im Alto Adige. Doch auch das Piemont verfügt an einigen wenigen Stellen über hohe Porphyr-Anteile. Die Cru-Lage San Francesco, benannt nach dem heiligen Franziskus, ist eine solche Lage. Sie befindet sich in Gattinara im hohen nördlichen Piemont. Die rund 60 Jahre alten Nebbiolo-Reben stehen dort in Böden vulkanischen Ursprungs mit einem ungewöhnlich hohen Porphyr-Gehalt. „Porphyr“ stammt aus dem Griechischen und heißt übersetzt „Purpurschnecke“, was viel über die Farbe des Bodens aussagt. Es ist ein feinkörniger, kristalliner, saurer vulkanischer Boden mit hohen Anteilen von Feldspat. Der Boden mit seinem hohen pH-Gehalt sorgt für langlebige mineralisch wirkende Weine.
Die Gattinara-Riserva „San Francesco“ wird in Zementtanks spontan vergoren, wo sie dann für 18 bis 20 Tage auf den Schalen verweilt. Der Ausbau erfolgt über 18 Monate in Tonneaux. Danach ruht der Nebbiolo weitere 18 Monate in großen Fässern mit einem Fassungsvermögen von 30 Hektolitern, später dann auch noch auf der Flasche.
Antoniolos „Riserva“ vom heiligen Franziskus präsentiert ihre Herkunft unmittelbar und unverfälscht. Die Nase des „San Francesco“ unterscheidet sich dabei fundamental von jener des „Le Castelle“ oder des „Osso San Grato“. Sie wirkt tatsächlich deutlich steiniger, kühler, kräutriger und floraler als die wärmeren, seidigeren und etwas fülligeren Geschwister. Man denkt hier an Reinheit und Präzision. Es finden sich Noten von Minze, Rose, Jasmin und Strohblume, dazu von zerstoßenem Stein mit Flechten und Kräutern, ferner von Abrieb von Blutorangen. Auch erinnert man sich an Campari und Vermouth. Am Gaumen wirkt der Nebbiolo so charmant wie intensiv. Ein ähnlich komplexer Barolo besitzt nach fünf Jahren nur selten eine solche Geschmeidigkeit. Dabei kann man den „San Francesco“ ohne Weiteres zu den großen Weinen des Piemont zählen, über so viel Statur und Komplexität verfügt er. Die Kühle der Nase bleibt zwar vorhanden. Sie wird sogar noch von einer vibrierenden Mineralität und Säure unterstrichen. Aber hier fließt auch eine wohlige Wärme in den Wein ein, die vom Alkohol, aber auch von reifen warmen Furchtnoten stammt. Das Tannin hüllt das Ganze markant und doch elegant ein: ein großartiger Nebbiolo mit einem ganz eigenen Charakter!
Ab sofort (gut belüftet) schon sehr schön, Höhepunkt sicherlich von 2027–2040+.
„San Francesco“ ist die vielleicht mineralischste und feinste Gattinara-Riserva aus dem Hause Antoniolo mit faszinierender Dichte und Tiefe.