Ganz große Oper für den Gaumen!
97+ Punkte – Robert Parker Wine Advocate
97 Punkte – Wine Spectator („Highly Recomended“)
95 Punkte – James Suckling
94 Punkte – Vinous
3 Gläser – Gambero Rosso
Die Zahlen und Fakten rund um das Weingut Ricasoli sind so beeindruckend und monumental, dass einem davon leicht schwindelig werden kann. Die Ahnenreihe der Familie lässt sich bis zu Karl dem Großen zurückverfolgen und Wein machen sie seit beinahe 900 Jahren. 1200 Hektar umfasst das Anwesen der Familie, davon 240 mit Wein bepflanzt. Francesco Ricasoli ist der 32. Baron und Erbe dieser unfassbar langen Familientradition, der das Weingut seit 1993 führt und auf die Ebene gehoben hat, auf der es heute rangiert: ganz oben! Das ist ihm nicht gelungen durch das Vertrauen auf die Tradition und den großen Namen, sondern durch das mutige Gehen neuer Wege und den Einsatz von Wissenschaft und modernster Kellertechnik. Mit dem Ziel authentische, eigenwillige und stilsichere Weine zu produzieren, ließ er die Böden des Weinguts analysieren und identifizierte dabei 19 unterschiedliche Bodentypen. Daraus schnitt er drei Mikrolagen und fasste den Entschluss dort Einzellagen-Weine zu produzieren. Ein ganz neuer Schritt und der Beginn der Cru-Serie mit den Lagen Roncione, CeniPrimo und Colledilà. Letztere, 7,6 Hektar groß, liegt auf dem Monte Morello und weist die für die Region wohl typischste Bodenbeschaffenheit aus kalkhaltigem Ton auf, ist sehr felsig, reich an Kalziumcarbonat und arm an organischen Substanzen. Sie gilt als eine der besten Lagen des Weinguts und liegt in südwestlicher Ausrichtung auf einer Höhe von rund 400 Metern. Nach einem in Summe eher trockenen Jahr erfolgte die Lese am 24. und 25. September von Hand, dabei wurden schon im Weinberg die besten Trauben selektiert. Diese werden komplett entrappt in 100-Hektoliter-Stahltanks mit Reinzuchthefen bei 24 bis 27 °C vergoren, mazerieren 14 bis 16 Tage lang auf den Schalen (bei täglicher Umwälzung zur Intensivierung von Aromen und Farbe) und kommen dann für 22 Monate in 500-Liter-tonneaux mit einem Neuholzanteil von nur 30 %. Wenig neues Holz deshalb, um den Terroir-Charakter nicht zu verfälschen.
Das Auge wird erfreut von einem intensiven Purpurrot mit fast schwarzem Kern. Das Bukett entfaltet sich schon beim Eingießen und verströmt einen betörenden Duft von dunkelrotem und reifen Beerenobst, nach trockenem Laub, Süßholz und Kräutern, vor allem Salbei und Lorbeer. Dazu Aromen vom frischer Pflaumenkonfitüre und das Umami von Waldpilzen. Mit jedem Schwenk im Glas wird die Nase komplexer und differenzierter – da möchte man mit dem Schnuppern gar nicht mehr aufhören. Der erste Schluck entlockt uns ein „wow“, lässt uns die Augen schließen und zwei Momente lang wonnevoll verharren. Hier haben wir eine perfekt komponierte verflüssigte Schwarzwälderkirschtorte feinsten toskanischen Zuschnitts! Schon jetzt weiche Tannine und wundervolle Röstaromen von Schokolade, Kaffee und Teer und ein ganzer Strauß von unterschiedlichen Holznoten, alle elegant und keines davon vordergründig dominant. Viele dunkelrote Früchte, darunter wilde Kirsche, Brombeere und Pflaume, finden sich mit einer feinen und eleganten Säure, kein bisschen überreif: Fruchtsüße und -säure in vollkommener Harmonie! Im ewiglangen und fantastisch schmelzigen Nachklang des Weins finden sich dann noch florale Noten und eine warme Erdigkeit, die an Pilze und schwarzen Trüffel erinnert. Auch bei diesem Cru bringen die subtilen mineralischen Noten Spannung und Zug. Was für ein Wein, man möchte schwärmen und schwelgen und fürchtet sich schon beim ersten Schluck vor dem letzten, ganz einfach deshalb, weil dieses Aromenbombardement einfach bitte nicht aufhören soll!
Ab sofort (Geduld wird allerdings belohnt, ideal wohl in etwas 4–5 Jahren) uns bis sicherlich 2040+.
Mit dem „Colledilà“ ergänzt Ricasoli sein Cru-Terzett um eine besonders weiche und elegante Stimme. Das ist Harmonie in ausgeprägtester Form!