Barone Ricasoli
Casalferro, rosso 2019

Ein italienischer Spitzen-Merlot mit Chianti-Prägung!

98 Punkte – James Suckling
94 Punkte – Robert Parker Wine Advocate

Es ist klar – beim ältesten Weingut Italiens, im Herzen des Chianti Classico dreht sich die Welt in erster Linie um Sangiovese. Aber eben nicht nur. Mit dem „Casalferro“ zeigt Weingutchef Baron Frederico Ricasoli, dass er auch mit Merlot umgehen kann. Dabei kommt wieder sein „dreifaltiger“ Ansatz zum Tragen, den er auch bei seinem Spitzenwein, dem „Castello di Brolio“ anwendet, nämlich die Kombination unterschiedlicher Terroirs. Hier zahlt sich die intensive Forschung aus, die er in die wissenschaftliche Analyse seiner Böden investiert hat. So konnte er genau auswählen, welche Mikrolagen für seinen Merlot am besten geeignet sind und diese kombiniert er zu einer wahrlich außergewöhnlichen Merlot-Cuvée. Die Trauben stammen zum einen von dem namensgebenden Weinberg Casalferro (fünf Hektar mit rund 30 Jahre alten Reben mit südlicher Ausrichtung), zum anderen von den Weingärten Pecchierino (gute drei Hektar auf Sandsteinboden, eher kühler mit einer Ausrichtung nach Nordwesten) und Sodacci (rund vier Hektar, ebenfalls Sandsteinboden und mit rund 500 Meter über dem Meeresspiegel die höchste der drei Lagen). Auch bei der Lese der Merlots steht die sorgfältige Arbeit mit der Hand und die Selektion der besten Trauben an oberster Stelle. Der Ausbau erfolgt dann über 21 Monate in tonneaux und Barriques. Auch beim Merlot bleibt der Baron dem bewährten Mix von 70 % altem und nur 30 % neuem Holz treu, ganz so, wie er es auch bei seinen Spitzen-Sangiovese praktiziert.

Dem Auge zeigt sich der Casalferro in einem edlen Schwarzrot mit dunkelvioletten Reflexen. In die Nase steigt ein dunkler und intensiver Duft nach reifen Beeren mit einem wunderbar frischen Anflug von roten Johannisbeeren. Dazu jede Menge Gewürz: Tellicherrypfeffer, Nelke, Garam Masala und Lorbeer, dazu noch geröstete Nüsse, Zedernholz und etwas Teer. Intensiv und voll. Am Gaumen hat er ordentlich Druck, die Fruchtnoten sehr sauber und präzise, weder „kompottig“ oder überbreit. Die dunklen Beeren sind reif und frisch und man findet Brombeere, schwarze Johannisbeere, Josta und Pflaumen. Kräutrige Noten, die man in der Nase allenfalls erahnen konnte, treten nun viel klarer hervor, erinnern an Minze, Salbei und Menthol, was dem Wein eine zusätzliche herbe Frische verleiht. Die samtigen Tannine bringen Kakao, Malztöne und Kaffeearomen in den „Casalferro“. An der Luft und beim Schwenken wird der Aromenstrauß in Nase und Mund immer üppiger und komplexer. Ein Wein, wie gemacht für Wildgerichte, die mit Obstkomponenten spielen und zur kräftigen Herbstküche. Es ist wirklich beachtlich, dass Ricasoli hier wieder einmal ein Wein mit beachtlich langem Lagerpotenzial gelungen ist, der sich mit Sicherheit noch viele Jahre geschmacklich „nach oben“ entwickeln wird, der aber auch schon jetzt in seiner Jugend sehr viel Charme versprüht und so unendlich viel Spaß im Glas macht. Merlot aus der Toskana? Und wie, und ob!

Idealerweise ab 2025, dann bis 2040+.