Anselmo Mendes
Mendes & Symington, Alvarinho „Contacto“ DOC Vinho Verde, branco 2024

Zitronige Komplexität und kräutrige Spannung – Vinho Verde für Fortgeschrittene!

Anselmo Mendes' Weine zeichnen sich durch seine profunde Kenntnis von Rebsorten und Terroir und seiner Innovationsfreude aus. Er experimentiert gerne mit verschiedenen Maischestandzeiten, um das maximale Aromapotenzial der einheimischen Rebsorten perfekt zu erschließen. Bei der Alvarinho-Traube, bekannt für ihre dicke Schale, ist das durchaus eine besondere Herausforderung. Eine präzise Balance ist erforderlich da zu lange Standzeiten die Aromen überkonzentrieren und die Eleganz des Weins ruinieren können. Ein sehr geglücktes Ergebnis seiner „Versuchsreihen“ in Sachen Schalenkontakt ist der Alvarinho „Contacto“. Die Trauben stammen aus Monção e Melgaço, der nördlichsten Region des Vinho-Verde-Gebiets. Direkt am Fluss Minho gedeihen die Reben auf Granitböden mit sandiger Lehmstruktur. Geerntet werden sie in voller Reife. Vorsichtig wird von Hand in kleine Boxen gelesen, die dann schnell und temperaturkontrolliert zum Weingut transportiert werden. Dann wird zunächst entrappt, dann vorsichtig angequetscht, dann, auf etwa 12 °C gekühlt, einen halben Tag lang mazeriert. Es folgten mindestens drei Monate Reifung mit regelmäßiger bâttonage bis dieser weißgoldene Tropfen in die Flasche darf. Die Nase ist von einer faszinierenden Komplexität und das nicht nur im Vinho-Verde-Universum. Es startet mit reifem gelbem Steinobst und zartem Rauch vom Feuerstein. Die zitrische Frische vermischt sich sehr spannend mit Hefe und einem Hauch von Mandel und Marzipan. Nach ein paar Runden des Schwenkens duften dazu noch leichte Kräuteraromen, die in einer ätherisch-phenolischen Wolke schweben. Am Gaumen zeigt der Alvarinho durchaus grip und sympathisch charakterstarke Ecken und Kanten. Die zitrische Nase entlädt sich in einem unerwartet bunten Ballett der Zitrusfruchtaromen. Perfekt choreographiert tanzen da Limette, Grapefruit und Yuzu miteinander, bis die herbe Kalamansi mit einem dramatischen „Grand Jeté“ in deren Mitte hüpft. Darum herum bewegen sich noch rhythmisch säuerlich-frische Äpfel, reife Quitten und grüne Bananen. Unfassbar spannend zu schmecken wie gnadenlose Frische und Komplexität hier zusammenfinden. Im Nachhall schunkeln noch würzige Kräutertöne mit und der Feurstein springt nochmals kurz durchs Geschmacksbild. Ein sensationell spannendes Aromenspiel, voller lebendiger Frische und wieder einmal eine wunderbar ungewöhnliche Interpretation der regionstypischen Stilistik durch Anselmo Mendes. Er schafft es immer wieder, die bekannte Aromenwelt in neuem Licht erstrahlen zu lassen und so die Vielfältigkeit und die fast unbegrenzten Möglichkeiten der alten lokalen Trauben zu zeigen. In der Verbindung zu Speisen passt der Alvarinho „Contacto“ ganz vorzüglich zu rohen Austern, gegrillten Sardinen oder mit Rosmarin gebratenen Garnelen.

Ab sofort bis 2034+.