DE-ÖKO-039
Maustal: Großes Gewächs dank konstanter Spitzenqualiät
Für Ulrich Luckert, der sich jenseits der Rotweine überwiegend um den Ausbau im Keller kümmert, sind Cremigkeit und Textur statt Aromatik und Frucht im Wein wichtig. Nicht umsonst baut man daher im Weingut alle Weißweine nahezu gleich aus: Im großen Holz aus Spessart-, zum Teil auch Steigerwaldeiche und von Küfer Andreas Assmann, dessen einziger Kunde bis vor wenigen Jahrzehnten die Luckerts waren, bis Regionalität und Holzfassausbau auch im Mainstream fast so etwas wie Konsens wurden. Im Holz vollzieht sich dann der biologische Säureabbau von selbst, was allen Silvanern ein kräftigeres Mundgefühl gibt, diese dann aber überraschend frisch hält. Ulrich Luckert ist es wichtig, dass die Weine ein klares Luckert-Profil besitzen, betrachtet er Wein doch als Kulturprodukt. „Der Winzer macht die Lage, nicht andersherum.“ Das trifft auf ihr Großes Gewächs vom Maustal ganz besonders zu. Denn es war das Weingut Luckert, das – dank der Außergewöhnlichkeit ihrer Weine – der Sulzfelder Lage letztlich die Klassifizierung als „VDP.Großes Gewächs“ ermöglichte und Sulzfeld wieder als wichtigen Player fränkischer Weine ins Gespräch brach.
Dass man die idealen Voraussetzungen für große Weine erkennt, dazu bedarf es wiederum der Erfahrung des Winzers. Wenn es darum geht, die Besonderheit des Maustals zu erläutern, gibt es keine größeren Kenner als die Luckerts. Die südlich von Sulzfeld am Main befindliche Lage wurde im Zuge der Weingesetznovelle von 1971 aus zuvor zehn Lagen zu einer zusammengefasst. Die heutige als Großes Gewächs klassifizierte Fläche umfasst allerdings nur 4,74 Hektar, da das ursprüngliche Herzstück viel kleiner gewesen ist. Sulzfeld bietet aufregende Weine aufgrund der durch tektonische Plattenverschiebung bedingte Besonderheiten. Man findet hier Böden aus verschiedenen Zeitaltern des Trias: Keuper bildet die jüngste Formation, Muschelkalk die mittlere und Buntsandstein die älteste. Skelettreicher oberer Muschelkalk bildet die Basis für das Große Gewächs.
Die Reben für den Silvaner sind die ältesten, noch vom Großvater in den Jahren 1962 und 1963 selbst gesetzte Reben. Bemerkenswert hierbei ist, dass es sich nicht wie sonst um Grünen Silvaner, sondern um Gelben Silvaner handelt. Wie immer bei Luckerts, wurde hier von Hand gelesen und schon im Weinberg rigide vorsortiert. Die Trauben bekommen viel Zeit, und zwar sowohl bei der sehr langsamen Pressung nach einer leichten Maischestandzeit als auch bei der spontanen Vergärung und dem langsamen Ausbau auf der Hefe im klassischen Doppelstückfass. Alle Weinberge werden seit 2009 offiziell ökologisch bewirtschaftet.
Mit dem Jahrgang 2022 ist den Luckerts ein grenzgenialer Silvaner gelungen, dessen Brillanz wohl den niedrigen Erträgen zu verdanken ist. Er duftet tief nach weißem Pfeffer und sogar einem Hauch Majoran, bevor sich dann Limetten bemerkbar machen. Am Gaumen zeigt er sich saftig, hat eine angenehm kräftige Textur, die hier wie ein Korsett funktioniert und den druckvollen und kühlen Silvaner umschlingt. Genau dieser feine grip, mit dem der Wein über die Zunge gleitet gehört zur Hausstilistik der Weißweine. „Saftigkeit und Textur sind wichtig, die Weine müssen mit einer gewissen Säure aufhören“, erklärt Uli Luckert. Das ist hier unbedingt der Fall, wir ergänzen das allerdings noch um eine animierend präsente salzige Note, die hier gaumenfällig mitschwirrt und zum markanten Spannungsbogen dieses schlanken (Nussigkeit und Opulenz seien anderen Vertretern überlassen), aber tiefen Silvaners beiträgt. Wie gesagt, genial!
Potenzial bis mindestens 2032.
Im Zehnthof Luckert gibt escgleich zwei Große Gewächs aus dem Sulzfelder Maustal: einen trockenen Silvaner sowie das Große Gewächs vom Riesling.