„Ganz gleich, ob Sie ihre modernere Ausrichtung als Segen oder Fluch betrachten, diese Familie macht einige der besten Weine in Montalcino.“ – Eric Guido (Vinous)
„Es ist wichtig, die beeindruckende Qualitätskonstanz von Casanova di Neri zu unterstreichen. Nur eine Handvoll italienischer Weingüter kann diese Auszeichnung für sich beanspruchen.“ – Robert ParkerWine Advocate
Winzer*in |
Giacomi Neri | beratender Oenologe: Carlo Ferrini
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Region |
Toskana
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Rebfläche |
63 Hektar
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Rebsorten |
Sangiovese, Cabernet Sauvignon
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Beste Lagen |
Cerretalto, Tenuta Nuova
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Zusammenarbeit |
seit 2020
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Historie |
Giovanni Neri gründete das Weingut Casanova di Neri im Jahr 1971 mit der Absicht Brunello zu keltern. 1978 fand die erste Ernte statt
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Casanova die Neri: „Montalcino-Elite“ – Jancis Robinson
„Ganz gleich, ob Ihr Herz für mehr internationalen oder eher traditionellen Brunello schlägt – Sie sind es sich schuldig, bei Casanova di Neri vorbeizuschauen.“ – Eric Guido (Vinous)
Schließen Sie die Augen und stellen sich vor, Sie lägen auf einem Liegestuhl in der Sonne. Der Liegestuhl steht neben einem leise plätschernden Pool. Stellen Sie sich nun vor, dass dieser Infinity-Pool (ah, Sie spielen dieses Spiel nicht zum ersten Mal! – also gut, Infinity-Pool) zum Gästehaus eines italienischen Weinguts gehört. Das Gästehaus („Relais“), ein aufwändig modernisierter Bauernhof nebst Scheune, liegt halbrechts hinter Ihnen, und Sie – etwas ermattet vom produktiven Müßiggang – noch immer auf dem Liegestuhl in der Sonne. Sie lassen Ihren Blick entspannt in die Ferne schweifen, betrachten entspannt die Silhouette des weniger als fünf Kilometer entfernten, auf einem Hügel thronenden Städtchens Montalcino. Und geraten ins Träumen. Sie träumen davon, in dieser paradiesischen Umgebung nicht nur Wein zu trinken – vermutlich haben Sie ein Glas (oder zwei) Brunello getrunken, bevor Sie sich am Pool, pardon, Infinity-Pool! niedergelassen haben – sondern ihn auch mit eigenen Händen zu machen. Stellen Sie sich also vor, dass Sie davon träumen, selbst Brunello-Produzent zu werden. Nun: Ein gewisser Giovanni Neri träumte diesen Traum vor mehr als einem halben Jahrhundert, obwohl er zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal über den Infinity-Pool verfügte – aber das ist eine andere Traumgeschichte.
Neri wollte hier ein neues Weingut an einem der Pilgerorte der italienischen Weinwelt – Montalcino! – gründen. Hier, wo die besten Sangiovese-Weine überhaupt und einige der besten Weine Italiens zuhause sind. Und der Traum, der nicht Traum bleiben, sondern als wohlüberlegter Plan Gestalt annehmen sollt, wurde 1971 Realität. Er erwarb einen Landsitz, das heutige Weingut, der damals noch ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb war. Im Laufe der Jahre kaufte Giovanni Neri dann Grundstück für Grundstück in verschiedenen Gebieten der Appellation, die seiner Meinung nach alle Voraussetzungen für die Erzeugung wirklich bedeutender Weine erfüllen konnten. Das liest sich deutlich unspektakulärer und einfacher, als es in Wirklichkeit war, denn entsprechende Weinberge im Zauberreich des Brunello di Montalcino waren schon damals sehr teuer und nicht eben leicht zu finden. Aber im „Schicksalsjahr“ 1971 konnte Neri ein Grundstück östlich der Stadt erwerben, den auf einer Höhe von 370 bis 390 Metern gelegenen Weinberg „Cerretalto“. Vermutlich war er seinerzeit der einzige Interessent, den nach herrschender Lehrmeinung bzw. Ansicht der Konkurrenz zählte dieser Weinberg zu den wenig bis gar nicht geschätzten Latifundien, Der Grund dafür: Diese Lagen galten als zu kühl, Trauben würden dort nie richtig reifen. Neri aber hatte ihre „natürlichen Grenzen“, die klimatischen Beschränkungen erkannt, machte aus der Not eine Tugend und passte seine Idee von Wein und Weinbau dem Terroir an. Er nahm niedrigere Erträge gerne in Kauf, wenn sie der Qualität seiner Trauben zuträglich waren. Mittlerweile hat sich der Klimawandel zu Gunsten von Neri ausgewirkt, da das natürliche Amphitheater des „Cerretalto“ mit Blick auf den Fluss Asso, die Reben vor Hitze schützt, so das einer optimalen Reifung der dort sehr kleinbeerigen Sangiovese-Trauben überhaupt nichts im Wege steht.
Der Erwerb neuer Weinberge war den Neris zu allen Zeiten wichtig, inzwischen umfasst die rund 500 Hektar große azienda heute sieben Weinberge – Fiesole, Poderuccio, Podernuovo, Le Cetine, Pietradonice, Spereta und der schon erwähnte Cerretalto – mit insgesamt 63 Hektar Rebfläche, dazu Wald, Äcker und 20 Hektar Olivenhaine. Hieraus gewinnen die Neris ihre Weine. Eric Guido (Vinous) hat eine klare Einschätzung: „Während Cerretalto für Kraft und mineralische Intensität steht und Tenuta Nuova für Eleganz und ausgewogene Opulenz, ist der Brunello di Montalcino (oft als „White Label“ bezeichnet) mit seinen klassischen Linien und seinem lebendigen Fruchtprofil der Überflieger. Dies ist nur möglich, wenn man das Terroir genau kennt und weiß, wie man es zur Perfektion bringt.“ 1991 übertrug Giovanni seinem Sohn Giacomo die Leitung des Betriebs, der von keinem Geringeren als Carlo Ferrini beratend unterstützt wird. Giacomo Neri gehörte damals zu den ersten Produzenten, die sich von der traditionellen Praxis immer auch eine Riserva des Brunellos zu produzieren abwandten. Stattdessen konzentrierte er sich auf einzelne Weinberge oder Abfüllungen an mehreren Standorten. Die Weine werden separat vinifiziert, um das Terroir abzubilden und die Einzigartigkeit der Weinberge erfahrbar zu machen. Auf den ersten Brunello von 1978 folgte der „Cerretalto“, der seit 1981 produziert wird. 1982 dann der erste Rosso di Montalcino; „Tenuta Nuova“ erschien dann 1993, die Einzellage „Pietradonice“ 2000, „IrRosso“ di Casanova di Neri sowie „IbBianco“ 2011 wurde 2000 auf den Markt gebracht. Seit spätestens den 1990ern gehört Casanova di Neri zu den beständigsten und international profiliertesten Brunello- Produzenten überhaupt.
Die technischen Anlagen des Weinguts sind ein weiterer wichtiger Bestandteil der Erfolgsformel der Neris. Casanova di Neri ist – der Name verrät es – eine topmoderne, „neue“ Casa mit einem „dreistöckigen“ Wein- und Lagerkeller. Eine Etage davon ist unterirdisch angelegt, die anderen versetzt übereinander. Auf diese Weise nutzt Giovanni Neri bei der Vinifizierung die natürliche Schwerkraft und benötigt gleichzeitig nur minimale Energie zum Heizen, Kühlen und Pumpen. Der Verkostungsraum mit Blick auf den Weinberg Fiesole grenzt direkt an die niedrige, sich fast in die Landschaft duckende azienda an. Und genau gegenüber, getrennt durch einen talartigen Einschnitt (den man beim besten Willen nicht Schlucht nennen kann) liegt etwa 350 Meter Luftlinie entfernt, das eingangs erwähntes neue „Relais“ mit dem Infinity-Pool von dem aus man verträumt seinen Blick über Montalcino und einen der besten Brunello-Erzeuger überhaupt schweifen lassen kann …