Ein Jahr der Extreme: „Wieder einmal zeigt uns die Natur, dass sie entscheidet, was mit uns geschieht.“ – Etienne Chaix
2021: „Das sind einige der charmantesten jungen Burgunder, die ich in den letzten 15 Jahren vom Fass probiert habe.“ – William Kelley (Robert Parker Wine Advocate)
Winzer*in |
Etienne Chaix
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Region |
Burgund
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Rebfläche |
8 Hektar
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Rebsorten |
Pinot Noir, Chardonnay, Gamay
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Beste Lagen |
Lagen in Volnay, Pommard und Meursault
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Historie |
Weinbau seit sechs Generationen
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Michel Bettane, Ikone der französischen Weinkritik, jubelt euphorisch: „Seit vielen Jahren macht Jean-Pierre Charlot auf der Domaine Voillot Weine, die zu den feinsten und balanciertesten des Burgunds zählen!“
Das Burgund nennt wie keine andere Rotweinanbauregion der Welt eine enorme Vielfalt an Weinen ihr Eigen, die in höchstem Maße Ausdruck ihrer spezifischen Lage, ihres einzigartigen Terroirs sind. Aber das Reizvolle an Burgund sind neben den höchst unterschiedlichen Lagen mit ihren spezifischen geschmacklichen Charakteristika auch die jeweiligen Stilistiken der einzelnen Domainen. So ist in Burgund der Name des Winzers mindestens ebenso wichtig wie die Weinberglage, denn sein Charakter, sein Wissen, sein handwerkliches Ethos und seine Intuition prägen den Wein entscheidend. Mensch und Terroir sind gemeinsam Schlüssel zum Verständnis des Burgunds und verleihen seinen großen Weinen eine ureigene Stilistik mit unverkennbarer Handschrift, die sie so zu authentischen Unikaten macht.
Jean-Pierre Charlot, der unter Kennern mittlerweile legendäre Schwiegersohn Joseph Voillots, ist einer der ganz Stillen, Bedächtigen, ungemein Sympathischen in der Region der grandiosen Rotweine, der voller Elan und mit eben jener natürlichen Gelassenheit, die den sensiblen Winzer auszeichnet, die berühmte Traditionsdomaine leitet. Wir freuen uns auf jeden Besuch bei ihm, denn dieser Charakterkopf verkörpert das ursprüngliche Burgund wie kein anderer. Es menschelt hier, man spürt, wie in diesem bäuerlichen Betrieb die Zeit stillstehen geblieben ist, wie hier das Wissen um die Herstellung großer Weine von Generation an Generation weitergegeben wurde, weitestgehend isoliert von externen Einflüssen, die über die Grenzen der Côte d’Or hinausgehen. Diese Weine entstammen quasi einem kleinen Paradies, denn die Domaine Voillot hat das Glück, genau dort angesiedelt zu sein, wo gleich zwei der dramatischsten Rotweinterroirs des Burgunds beheimatet sind: Pommard und Volnay. Und die leisen Töne, die auf der Domaine Voillot gesprochen werden und die Bescheidenheit der verantwortlichen Personen haben dazu geführt, dass ihre Weine noch immer fast nur unter Weinkennern bekannt sind und als Geheimtipps hinter vorgehaltener Hand weiterempfohlen werden, vor allem aber von den Sommeliers berühmter französischer Sternerestaurants, von deren Weinkarten die feinen und langlebigen Kreszenzen von Joseph Voillot nicht wegzudenken sind.
Volnay und Pommard als Heimat
Burgundfans wissen: Die Weine aus Volnay werden von Liebhabern als die Chambolle-Musignys der Côte de Beaune hymnisch gefeiert – da elegant und von filigraner Delikatesse, doch ebenso mit einer Tiefe und Struktur gesegnet, die sie jahrzehntelang am Leben erhält. Große Pinot Noirs aus Volnay evozieren häufig das Bild einer spitzentanzenden, fast schwebenden Ballerina. Diese Stilistik hat natürlich viel mehr mit den Böden und den liebenswerten Menschen zu tun, die sie sorgfältig pflegen, als mit irgendwelchen Kellermeisterkniffen: Die privilegierte Rebfläche Volnays liegt zum großen Teil auf Hängen, unter deren Oberfläche Kalkstein den Lehm überwiegt, so dass die dort erzeugten edlen Tropfen in erster Linie durch ihre Finesse brillieren. Und zur qualitativen Spitze Volnays zählen die höchst traditionellen Gewächse der Domaine Voillot. So urteilte beispielsweise Remington Norman, einer der größten Burgundkenner weltweit, bereits vor über einem Jahrzehnt: „Die vorzüglichen Pinot Noirs von Joseph Voillot gelten zweifellos als vorbildliche Volnays und Pommards!“
Und die heutigen Qualitäten klopfen unüberhörbar an die Pforte zur Weltklasse, denn Jean-Pierre Charlot ist einer der klügsten und begabtesten Köpfe an der gesamten Côtes de Beaune. Über Jahre hat er sein Wissen an den Neffen Etienne Chaix weitergegeben, der mit dem Jahrgang 2020 offiziell die Weingutsleitung übernommen hat und in die Fußstapfen Jean-Pierres tritt. Bevor der barocke Genussmensch Jean- Pierre die Leitung dieser traditionsreichen Familiendomäne übernahm, war er als Professor für Önologie tätig. Mit klaren Vorstellungen ging er deshalb nach seinem Wechsel von der Theorie der universitären Lehre zur Praxis des Winzerdaseins ans Werk: „Meine Kellerarbeit ist ganz einfach und traditionell und dient keinem anderen Ziel, als die grandiose Vielfalt meiner unterschiedlichen Weinberglagen in fertigen Wein umzusetzen. Der Respekt, ja die Ehrfurcht des Winzers vor der Natur und seinem Terroir sind unabdingbare Voraussetzungen, um einen großen Wein in handwerklicher Tradition zu machen, der nichts mit der modernen Massenvinifizierung und den daraus resultierenden austauschbaren, zutiefst langweiligen Produkten zu tun hat. Meine urtraditionelle Arbeit im Weinberg, insbesondere das Pflügen der Böden und die Ernte vollreifer Trauben zum exakt richtigen Zeitpunkt ist viel wichtiger als jede kellertechnische Maßnahme. Ich bin nichts anderes als der erste Diener meiner Reben.“ Ein Besuch bei diesem Sympathieträger seiner Region ist in geschmacklicher Hinsicht stets eine Reise zu den Wurzeln des Burgunds. Ungeschminkt, einerseits kraftvoll und dann doch voller raffinierter Nuancen, traumhaft komplex in der Frucht, zutiefst mineralisch und stets ungemein fein präsentieren sich die Weine, die alle über ein nobles Tannin verfügen. Ganz großes emotionales Kino! Voillots Weine besitzen zudem ein legendäres Alterungspotenzial, die Jahrgänge 1964 und 1978 zählen heute noch zu den großen Klassikern des Burgunds!
Der Jahrgang 2021
Etienne Chaix hat einen fantastischen Jahrgang eingefahren, der alle Nostalgiker und Liebhaber der klassischen Weine Burgunds verzaubern wird. Allerdings, hier zeigt sich die Achillesverse der 2021er an der Côte d’Or, werden nur die wenigsten in den Genuss dieses Jahrgangs kommen. Drei aufeinanderfolgende Frostnächte Anfang April, mit bis zu -7 °C und Schnee, sorgten bei der Domaine Joseph Voillot für Ernteausfälle von – je nach Lage – bis zu 80%! Die Villages-Lagen waren weniger betroffen, die ohnehin kleinparzelligen Premiers Crus in Volnay und Pommard umso mehr. Auf einen feuchten Frühling mit Frost folgten die üblichen Herausforderungen. Die große Erleichterung verspürte Etienne erst im August. Drei sonnige Wochen bescherten dem Winzer eine ideale Reife („Der August hat den Jahrgang gemacht.“, so der Winzer bei unserer Fassprobe im Herbst 2022). Was dann noch vorhanden war, ergab exzellenten Wein, der auch aufgrund des Reifeverzugs von fast 15 Tagen ein eher kühles Geschmacksbild, allerdings dank des Sommers eines frei von unreifen Noten, hervorbrachte. So begann die Lese am 18. September, anstatt wie 2022 oder 2020 Ende August. 2021 weiß uns emotional zu fesseln, versetzt uns zurück an die Ursprünge des Burgunds vor dem klimatischen Wandel der letzten beiden Dekaden und erzählt so viel über die Faszination Burgunds. Allen Meadows (Burghound) fasst die Hitchcock-Situation an der Côte de Beaune bestens zusammen: „Ich möchte sagen, dass 2021 die Art von Jahrgang ist, die ich absolut liebe, zumindest stilistisch betrachtet. Ansonsten ist er, um es mal so auszudrücken, der Jahrgang eines Burgundfreaks schlechthin. Die besten Weine sind herrlich frisch und transparent, da das zugrunde liegende Terroir wunderbar erkennbar ist; es bildet in der Tat den Kern eines jeden Weins. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass das Terroir 2021 so offensichtlich ist, dass selbst diejenigen, die an seiner Existenz zweifeln, davon überzeugt werden könnten, ihre Ansichten zu überdenken.“
Als treue Leser wissen Sie es bereits: Jean-Pierre und Etienne hatten es in den letzten Jahren wirklich nicht leicht. Beide entstammen keinem Burgunder-Adel, sondern sind Winzer mit Leib und Seele, ihre Weine rangieren vergleichsweise im humaneren Preisregionen, haben von all dem Trubel um Burgund über viele Jahre nichts mitbekommen. Doch Volnay schaut auf eine leidgeprüfte Vergangenheit zurück, kaum eine andere Appellation der „goldenen Küste“ wurde so oft in den letzten Jahren von Hagel heimgesucht. Die kleinen Erntemengen bereiteten den Domänen hier so viele Kopfschmerzen, dass einige, wie die etwa Voillot, eine Hagelversicherung abschlossen, im Weingeschäft eine extrem kostspielige Angelegenheit.
Dies erklärt auch den unvermeidlichen Preisanstieg der Kollektion. Im Hinblick auf die vergangenen Jahrgänge reiht sich auch 2021 in die Riege der „homöopathisch dosierten“ Kollektionen ein. Von manch einem Premier Cru wie etwa dem Volnay „Les Caillerets“ gibt es heuer statt dreier Fässer nur ein einziges. Das Schlusswort hat der Winzer, dessen Jahrgangsbericht hier zitiert sei:
„Wir haben in diesem Jahr viel gelernt und gehen mit viel Demut aus diesem Jahr hervor. Wieder einmal zeigt uns die Natur, dass sie entscheidet, was mit uns geschieht.“